Mahnende Worte zum Holocaust-Gedenktag - zahlreiche Aktionen geplant

Mahnende Worte zum Holocaust-Gedenktag - zahlreiche Aktionen geplant
Zentralrat der Juden fordert schnelle Verabschiedung des Demokratiefördergesetzes
Auch wenn es bald keine Holocaust-Überlebenden mehr geben wird, gilt es, die Erinnerung an die Judenvernichtung wachzuhalten. Zum 27. Januar fordern Politik und Gesellschaft auf zu gesellschaftlichem Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus.

Berlin, Dresden (epd). Mit zahlreichen Veranstaltungen bundesweit wird am Donnerstag der Holocaust-Gedenktag begangen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird gemeinsam mit dem Präsidenten der israelischen Knesset, Mickey Levy, im Stelenfeld des Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin Kränze niederlegen. Mit dabei sein werden Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Präsidenten von Bundesverfassungsgericht und Bundesrat, Stephan Harbarth und Bodo Ramelow (Linke), sowie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD). Bereits am Mittwoch besuchte Steinmeier die brandenburgische KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen.

Im Bundestag werden am Donnerstag bei der traditionellen Gedenkstunde neben Bundestagspräsidentin Bas die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher und der Präsident des israelischen Parlaments, Levy, Ansprachen halten. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) wird in Berlin Kränze an den Denkmälern für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde und für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen niederlegen.

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages findet überdies die bundesweite Aktion #LichterGegenDunkelheit statt, bei der Gedenk- und Bildungsstätten beleuchtet werden. Die Aktion will ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus setzen.

Der Zentralrat der Juden forderte anlässlich des Holocaust-Gedenktages die schnelle Verabschiedung eines Demokratiefördergesetzes. Dies sei nötig, um das zivilgesellschaftliche Engagement gegen Antisemitismus zu fördern, erklärte der Zentralrat in Berlin. Zudem müssten in allen Bundesländern Antisemitismus-Beauftragte bei den Staatsanwaltschaften eingesetzt werden.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat zum Holocaust-Gedenktag den Willen der Bundesregierung bekräftigt, die Erinnerung an die Verbrechen wachzuhalten. „Der 27. Januar und Auschwitz stehen für die Millionen Opfer des Holocaust, stellvertretend für die vielen anderen Orte des Nazi-Terrors und des Grauens“, erklärte Roth am Mittwoch in Berlin. Das Gedenken daran sei „ein Erinnern für eine starke Demokratie“. Es bleibe eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Stimme gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Ausgrenzung zu erheben.

Amnesty International rief anlässlich des Gedenktags dazu auf, entschiedener gegen Rassismus und Antisemitismus vorzugehen. Nötig seien insbesondere mehr Schulungen für Polizei und Justiz, um antisemitische Taten zu erkennen, aufzuklären und konsequent zu verfolgen, sagte der Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, Markus Beeko in Berlin.

Vor dem Hintergrund von Antisemitismus im Internet starteten jüdische Organisationen und Holocaust-Gedenkstätten auf der Online-Plattform TikTok eine Aufklärungskampagne. „Hass und Hetze, die in sozialen Netzwerken verbreitet werden, beschränken sich nicht auf soziale Medien“, beklagte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, bei der Vorstellung der Initiative in Berlin.

Am 27. Januar 1945 wurde das NS-Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. 1996 wurde der 27. Januar in Deutschland zum nationalen Gedenktag erklärt.