Hilfswerk beklagt anhaltende Diskriminierung von Christen weltweit

Hilfswerk beklagt anhaltende Diskriminierung von Christen weltweit
In vielen Ländern wird Christen ihr Recht auf die freie Ausübung ihres Glaubens verweigert. Laut dem Weltverfolgungsindex des Hilfswerks Open Doors nutzen einige autoritäre Regierungen zudem Covid-19-Beschränkungen für den Druck auf Kirchen.

Kelkheim (epd). Die Verfolgung und Diskriminierung von Christinnen und Christen hat sich nach dem neuen Weltverfolgungsindex 2022 von Open Doors weltweit verschärft. Wie das Hilfswerk für verfolgte Christen am Mittwoch im hessischen Kelkheim (Taunus) erklärte, führt Afghanistan erstmals den Weltverfolgungsindex an: „Christen in Afghanistan sind ehemalige Muslime und werden deshalb von den Taliban gezielt gesucht und zumeist ermordet.“ Afghanistan löst damit Nordkorea ab, das diese Position seit 20 Jahren innehatte.

Trotzdem bleibe die Lage nordkoreanischer Christen unter dem Machthaber Kim Jong Un weiterhin katastrophal: „Zehntausende leisten in den Straflagern Zwangsarbeit, oft bis zum Tod.“ Die Ränge drei bis zehn auf dem Weltverfolgungsindex belegen Somalia, Libyen, Jemen, Eritrea, Nigeria, Pakistan, Iran und Indien.

Thomas Rachel, Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften, bezeichnete den Weltverfolgungsindex als Beweis dafür, dass sich die Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit dramatisch verschlechtert hat: „Die Freiheit von Christen, aber auch von Angehörigen anderer Religionen, ist und bleibt in akuter Gefahr. Dieser negativen Entwicklung müssen wir aktiv entgegentreten.“ Die Bundesregierung müsse in ihrer Außen- und Entwicklungspolitik weiterhin stets auf die Einhaltung der Religionsfreiheit pochen.

Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, erklärte: „Die enorme Zahl von geschätzt mindestens 360 Millionen Christen, die unter hoher bis extremer Verfolgung und Diskriminierung leiden, wurde von der Politik bislang kaum thematisiert.“ Er bat alle Christinnen und Christen, sich noch stärker für ihre verfolgten Glaubensgeschwister einzusetzen und für sie zu beten.

Allein in den 50 Ländern der Rangliste litten mehr als 312 Millionen der dort lebenden 737 Millionen Christen unter sehr hoher bis extremer Verfolgung: „Sie werden diffamiert, schikaniert, inhaftiert, geschlagen, vertrieben und ermordet, weil sie sich zu Jesus Christus bekennen.“ Insgesamt seien Christen in 76 Ländern intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt, weltweit mehr als 360 Millionen, heißt es weiter im Weltverfolgungsindex für den Berichtszeitraum vom 1. Oktober 2020 bis 30. September 2021.

In jenem Zeitraum sei die Zahl der wegen ihres Glaubens getöteten Christen auf 5.898 gegenüber 4.761 Christen im Vorjahr gestiegen, hieß es weiter. Von diesen Fällen seien fast 80 Prozent allein Nigeria zuzurechnen. An zweiter Stelle folge Pakistan mit 620 ermordeten Christen. Nigeria (Rang 7) und Indien (10) wertet Open Doors als „besonders besorgniserregende“ Länder. Dort seien Christen extremer Verfolgung ausgesetzt. Darüber hinaus hätten die Angriffe auf Christen in afrikanischen Ländern südlich der Sahara durch extremistische, religiöse und politische Gruppen stark zugenommen, Millionen seien auf der Flucht.

Bei der Unterdrückung von Christen spiele auch die Corona-Pandemie eine Rolle. So mussten den Angaben zufolge in China (Rang 17) in einigen Regionen viele der staatlich anerkannten Drei-Selbst-Kirchen sowie der nicht registrierten Kirchen geschlossen bleiben, obwohl dort keine pandemiebedingten Beschränkungen mehr nötig gewesen seien. In Vietnam und anderen Ländern nutzten staatliche und nichtstaatliche Akteure die Pandemie, um Kirchen zu verleumden.

Der Index basiert auf der Erhebung von dokumentierten Übergriffen auf Christen und Gemeinden in den einzelnen Ländern. Zusätzlich werden laut Open Doors Fragebögen von ortsansässigen Forschern und externen Länderexperten ausgefüllt. Nach diesem Ansatz ist Verfolgung definiert als „jegliche Art von erlebter Anfeindung aufgrund der Identifikation einer Person mit Christus.“

Open Doors ist nach eigenen Angaben in über 60 Ländern aktiv. Der deutsche Zweig ist als Verein organisiert und wird vor allem von Freikirchen unterstützt.