Montgomery zur Impfpflicht: "Politik ist derzeit sehr langsam"

Montgomery zur Impfpflicht: "Politik ist derzeit sehr langsam"

Berlin (epd). Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat kein Verständnis dafür, dass die Corona-Impfpflicht auf sich warten lässt. „Politik ist derzeit sehr langsam“, sagte er am Dienstagabend dem Fernsehsender RTL. Das gelte für die Umsetzung der Beschlüsse der jüngsten Ministerpräsidenten-Konferenz zur Quarantäne und auch bei der Impfpflicht: „Wenn ich höre, dass der Bundestag nicht zusammentreten kann, weil Karnevalswoche ist und dann keine Sitzung stattfindet, dann ist das ein Schlag ins Gesicht aller Ärzte und Krankenschwestern, die immer Bereitschaftsdienst machen, zu jeder Tag- und Nachtzeit. Das kann kein Argument sein, die sollen jetzt mal zu Potte kommen!“

Montgomery kritisierte auch, dass einzelne Bundesländer die Quarantäneregeln schnell ändern, andere aber noch warten. Es gebe genug Testmöglichkeiten, damit Infizierte oder Kontaktpersonen sich freitesten könnten. Er verstehe, dass die Betroffenen erbost seien, wenn sie diese Möglichkeit nicht bekämen, sagte der Mediziner.

Unterdessen forderte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, den Plan für eine allgemeine Impfpflicht wegen der Probleme bei der politischen und rechtlichen Durchsetzbarkeit fallen zu lassen. „Die Diskussion über die Impfpflicht überschattet aktuell alles. Doch ob sie wirklich kommt, wird von Tag zu Tag unwahrscheinlicher“, sagte Brysch dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Mittwoch).

Die Fragen zur Impfpflicht seien sehr komplex, sagte Brysch. Wer den Einstieg jetzt wolle, müsse auch erklären, wie der Ausstieg aus der Pflicht möglich sein werde. „Und das vor dem Hintergrund, dass weder Virusvarianten in Zukunft aufzuhalten sein werden, noch die Impfung zu einer sterilen Immunität führt“, sagte der Patientenschützer. Klar sei allerdings, dass die Impfung der beste Schutz für einen selbst sei.

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch für die zurückliegenden 24 Stunden 80.430 Neuinfektionen. Damit stieg die Zahl der neuen Corona-Fälle binnen eines Tages erstmals über die Schwelle von 80.000. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg bundesweit auf 407,5. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 384 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus, womit sich die Zahl der Corona-Toten in Deutschland auf 114.735 erhöhte.