Caritas warnt: Steigende Energiepreise verschärfen Armut

Caritas warnt: Steigende Energiepreise verschärfen Armut

Berlin (epd). Immer mehr Menschen müssen nach Angaben der Caritas Schulden machen, um die steigenden Energiepreise bezahlen zu können. In einer Umfrage unter knapp 300 Beschäftigten der Beratungsstellen des Wohlfahrtsverbandes berichteten 88 Prozent, dass Hartz-IV-Empfänger, die sich beraten lassen, Energieschulden haben. Über andere Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen, etwa von Wohngeld und Kinderzuschlag, berichteten das 77 Prozent der Befragten, wie die Caritas am Dienstag in Berlin mitteilte.

„Die Stromkosten sind im Regelbedarf nicht hinreichend gedeckt. Wir dürfen Energiearmut nicht sehenden Auges akzeptieren“, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. Ralf Ritter, Schuldnerberater und Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Landkreise Uelzen/Lüchow-Dannenberg, berichtete aus seiner Beratungspraxis von Energie-Mehrkosten für Haushalte im Umfang von 30 Prozent. „Das können einkommensschwache Familien nicht tragen“, sagte der Experte. „Menschen in ländlichen Regionen sind von den gestiegenen Preisen dreifach betroffen: Sie fahren meist alte Diesel, in den Wohnungen wird mit Öl oder Gas geheizt und die hohen Stromrechnungen kommen obendrauf“, erklärte Ritter.

Im kommenden Jahr werden laut Caritas die Folgen der aktuellen Preissteigerungen bei den Heizungskosten noch deutlicher zu spüren sein. Erst dann lägen die Jahresabrechnungen vor, müssten Öltanks wieder aufgefüllt werden, liefen Preisbindungsfristen aus und würden die Tariferhöhungen der Energieversorger wirksam. „Es darf nicht dazu kommen, dass Nachforderungen aus dem Regelbedarf gezahlt werden und damit das Existenzminimum nicht mehr gedeckt ist“, forderte Welskop-Deffaa.

Wie die Befragung ergab, heizen viele Menschen ihre Wohnung noch mit besonders ineffizienten Nachtspeicheröfen. Der schlechte energetische Zustand der Wohnungen, in denen viele Haushalte zusätzlich mit Strom heizen müssen, verschärfe das Problem. Daher brauche es jetzt politischen Druck, um die Sanierungsquote, gerade auch im sozialen Wohnungsbau, deutlich zu erhöhen. Gleichzeitig müsse sichergestellt werden, dass niemand sich seine sanierte Wohnung nicht mehr leisten kann.

Die Caritas setze sich beim Klimaschutz dafür ein, dass die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung an die Bevölkerung in Form eines Pro-Kopf-Klimagelds zurückgezahlt werden, hieß es weiter.