Verbandschef: Politik nimmt Sicherstellung der Pflege nicht ernst

Verbandschef: Politik nimmt Sicherstellung der Pflege nicht ernst
24.12.2021
epd
epd-Gespräch: Dirk Baas

Berlin (epd). Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) sieht in der bevorstehenden Welle von Omikron-Infektionen eine große Gefahr für die Versorgung von Pflegebedürftigen. „Wenn die Politik das Problem der Sicherstellung der pflegerischen Versorgung nicht ernst nimmt, wird das verheerende Folgen haben“, sagte Verbandspräsident Bernd Meurer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schon jetzt suchten viele Einrichtungen verzweifelt Fachkräfte. Falle durch steigende Corona-Infektionen noch vermehrt Personal in den Heimen und ambulanten Diensten aus, werde die Situation heikel.

Bereits jetzt gebe es in der Pflege einen immensen Personalmangel, und jeder Verlust von Mitarbeitenden sei eine zusätzliche Gefahr für die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen, sagte Meurer. „Unsere Mitgliedsunternehmen versuchen daher, jeden Ungeimpften doch noch zu überzeugen.“ Inzwischen nehme die Sorge deutlich zu, dass Beschäftigte auch wegen der Impfpflicht kündigen könnten. „Bisher haben wir aber nur in Einzelfällen davon gehört, dass das passiert.“

Der Verbandschef warb erneut für eine allgemeine Impfpflicht. Die bestehende Pflicht zur Immunisierung für Personal in Pflegeeinrichtungen reiche nicht aus, betonte er. Es müsse dringend gehandelt werden - zumal nicht zu erkennen sei, „dass sich die Politik während der Pandemie ernsthaft darum bemüht hat, die Zahl der Pflegekräfte zu steigern.“

Die beschlossene einrichtungsbezogene Impfpflicht kann laut Meurer in der Pandemiebekämpfung nur einen überschaubaren Effekt haben. „Was soll sie bewirken, wenn bei Rekordinfektionszahlen die Besucher der Heime, das Reinigungspersonal ebenso wie die Kontaktpersonen der Pflegebedürftigen zu Hause weiterhin ungeimpft sein können?“ Wer die Pflegeeinrichtungen geöffnet halten wolle, müsse die Frage der Impfpflicht schnell beantworten. „Das gilt für die Gegenwart wie für zukünftige Wellen“, sagte Meurer.

Der bpa ist mit nach eigenen Angaben mehr als 12.000 Mitgliedseinrichtungen aus der Pflege, der Behindertenhilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland.