American Jewish Committee: Antisemitismus der AfD unterbewertet

American Jewish Committee: Antisemitismus der AfD unterbewertet

Berlin (epd). Das American Jewish Committee (AJC) beklagt ein mangelndes öffentliches Bewusstsein für Antisemitismus in der AfD. Während ideologische Elemente in der Auseinandersetzung mit der AfD Gegenstand einer intensiven Debatte seien, werde dem Antisemitismus in der Partei zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, kritisierte die Organisation am Freitag in Berlin.

Antisemitismus sei in der AfD nicht auf den ehemaligen „Flügel“ beschränkt, warnte der Leiter des AJC Berlin, Remko Leemhuis, bei der Vorstellung einer Studie unter dem Titel „Die Mobilisierung des Ressentiments“. Die vorgebliche Solidarität der Partei mit Israel sei taktisch. Sie werde als „Vehikel für rassistische Propaganda“ genutzt.

Der Studienautor und Sozialwissenschaftler Lars Rensmann von der Rijksuniversiteit Groningen in den Niederlanden betonte in der für den AJC erstellten Analyse, die öffentliche „pro-jüdische“ und „pro-israelische“ Positionierung der AfD sei lediglich eine Instrumentalisierung für die eigene Propaganda der Partei.

Der Bundesbeauftragte für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, wies auf wachsenden Zulauf für rechtspopulistische Parteien hin. Deren Ziel sei es, autoritäre Einstellungen und Nationalismus zu aktivieren. Dazu gehöre die Relativierung des Nationalsozialismus als „Vogelschiss der Geschichte“.

Antisemitismus sei in allen gesellschaftlichen Gruppen relevant, beklagte Klein. Studien belegten, dass er bei 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung vorhanden sei: „Damit ist Judenhass in der Mitte der Gesellschaft zu Hause“, warnte er.