Steinmeier: Mehr Wohnangebote für wohnungslose Menschen nötig

Steinmeier: Mehr Wohnangebote für wohnungslose Menschen nötig

Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dazu aufgerufen, mehr Wohnangebote für obdachlose Menschen und besonders für wohnungslose Frauen zu schaffen. Er sagte beim Besuch einer Notunterkunft für Frauen am Freitag in Berlin, die steigenden Mieten seien einer der Gründe dafür, warum Frauen ihre Wohnungen verlören. Hinzu kämen häufig weitere Probleme. Der Weg in die Obdachlosigkeit sei oft kürzer, als die meisten Menschen sich vorstellen könnten, sagte Steinmeier und verwies insbesondere auf alleinstehende Frauen mit Kindern. Sie könnten zu den Marktmietpreisen kaum noch irgendwo unterkommen.

Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender informierten sich im Wohn- und Beratungshaus für Frauen in Not, das vom Diakonischen Werk Berlin-Stadtmitte und der Koepjohann'schen Stiftung betrieben wird. Nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern an 365 Tagen im Jahr verdienten „die Schwächsten in unserer Gesellschaft unsere Aufmerksamkeit“, betonte Steinmeier und dankte den haupt- und ehrenamtlichen Beschäftigten: „Das ist Mitmenschlichkeit, die unsere Gesellschaft gerade in diesen Tagen so dringend braucht“, sagte er mit Blick auf die zusätzlichen Erschwernisse durch die Corona-Einschränkungen.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie erklärte, wohnungslose Frauen seien weniger sichtbar als Männer auf der Straße, machten aber bis zu einem Drittel der Obdachlosen in Berlin aus. Durch den angespannten Wohnungsmarkt habe sich ihre Situation in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich verschlechtert. Lilie forderte mehr Sozialwohnungen und feste Versorgungsquoten für wohnungslose Menschen. Der Diakonie-Präsident erinnerte daran, dass der Berliner Senat und die neue Bundesregierung Obdachlosigkeit bis 2030 abschaffen wollen.

Das Wohn- und Beratungshaus für Frauen in Not bietet mitten in Berlin Unterkünfte für wohnungslose oder von Obdachlosigkeit bedrohte Frauen mit und ohne Kinder. Dazu zählen Notübernachtungsplätze, Übergangswohnungen und betreutes Wohnen. Träger der Einrichtungen sind das Diakonische Werk Berlin-Stadtmitte und die Koepjohann'sche Stiftung, eine der ältesten Stiftungen Berlins. Aktuell werden insgesamt 37 Frauen und Kinder betreut, wegen der Corona-Einschränkungen weniger als üblich. 120 bis 150 Frauen kommen im Verlauf eines Jahres in die Notübernachtung, wo sie knapp einen Monat lang jeweils für die Nächte aufgenommen werden.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe gibt die Zahl wohnungsloser Frauen bundesweit mit rund 59.000 an. Das entspricht 27 Prozent von insgesamt 218.000 wohnungslosen Personen, Geflüchtete sind nicht einbezogen. Die Schätzungen stammen aus dem Jahr 2018. Eine bundesweite Statistik gibt es bisher nicht. Erste Erhebungen sollen 2022 erfolgen.