Studie: Jeder fünfte Bezieher von Sozialleistungen stockt auf

Studie: Jeder fünfte Bezieher von Sozialleistungen stockt auf

Gütersloh (epd). Trotz eines Jobs bleiben viele Menschen in Deutschland einer aktuellen Studie zufolge auf Sozialleistungen angewiesen. Mehr als jeder fünfte Leistungsbeziehende nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II gehe im Jahr 2021 einer Erwerbstätigkeit nach, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Mittwoch in Gütersloh bei der Präsentation der Studie. Das seien im Deutschland im Juni dieses Jahres rund 860.000 Menschen. Unter den Aufstockern seien überdurchschnittlich viele Alleinerziehende.

Nach einer Langzeitanalyse für die Jahre 2010 bis 2018 hätten fast ein Drittel aller Leistungsbeziehenden, die in einer Familie mit Kindern leben, in dieser Zeit einen Job gehabt, hieß es in der Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Unter allen Haushaltsformen habe die Gruppe der Alleinerziehenden das höchste Risiko, ihr Arbeitseinkommen aufstocken zu müssen,

Im Zuge der Corona-Pandemie sei der Anteil der Aufstocker zurückgegangen, erklärte die Stiftung. Im Jahr 2019 habe er noch bei über 26 Prozent gelegen. Im Jahr 2021 seien es 22 Prozent gewesen. Hauptsächlicher Grund ist nach Auffassung der Studienautoren der Wegfall Tausender Jobs in bestimmten Dienstleistungsbereichen, wie etwa dem Gastgewerbe, in denen viele Aufstocker beschäftigt seien. Zudem sei die Vereinbarkeit von Arbeit und Kinderbetreuung infolge der Corona-Auswirkungen zu einem noch größeren Problem für Alleinerziehende geworden.

Generell hätten Haushalte mit Kindern - alleinerziehend oder als Paar - gegenüber kinderlosen Paaren und Alleinstehenden eine höhere Wahrscheinlichkeit, trotz Arbeit Sozialleistungen beziehen zu müssen, erklärte die Stiftung. Fast die Hälfte der Aufstocker (46 Prozent) hätten eine geringfügige Beschäftigung, mehr als drei Viertel erhielten einen Niedriglohn.

Die Auswertungen stützen sich den Angaben zufolge hauptsächlich auf das IAB-Panel „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS), für das jährlich rund 12.000 Menschen ab 15 Jahren in 8.000 Haushalten zu ihrer materiellen und sozialen Lage befragt werden. Weitere Datenquelle ist die Statistik der Bundesagentur für Arbeit.