Frankfurt a.M. (epd). Menschenrechtler haben 2021 eine schärfere Verfolgung von religiösen Minderheiten vor allem in Asien und Westafrika registriert. Der Schwerpunkt von Tötungsdelikten aus religiösen Gründen habe sich in diesem Jahr vom Nahen und Mittleren Osten nach Westafrika verlagert, sagte der Präsident des Internationalen Rats der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Thomas Schirrmacher, am Freitag in Frankfurt am Main. Eine positive Entwicklung der Religionsfreiheit sei nur in Indonesien zu verzeichnen. Die IGFM und die deutschsprachigen Evangelischen Allianzen stellten am Tag der Menschenrechte die Jahrbücher Religionsfreiheit 2021 und Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2021 vor.
In Indien habe sich die Situation religiöser Minderheiten massiv verschlechtert, sagte der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestages und der Bundesregierung, Uwe Heimowski. Extremistische Hindus hetzten einen Mob gegen muslimische oder christliche Gruppen auf, die sich um Bildung für kastenlose Dalits kümmerten. In China werde die Überwachung der Bevölkerung verschärft, angeblich aus Schutzgründen. Minderjährige in China dürften keine Kirchen mehr besuchen. Es komme zu Hetzpropaganda gegen religiöse Minderheiten.
Weiterhin akut sei die Verfolgung religiöser Minderheiten in Pakistan, sagte der Direktor von ADF International in Wien, Felix Boellmann. Die Blasphemiegesetze stellten für Andersgläubige als sunnitische Muslime eine tägliche Bedrohung dar: Die Gesetze würden oft missbraucht, um unliebsame Menschen zu beseitigen.
Auch die Religionsfreiheit in Deutschland werde in dem Jahrbuch in den Blick genommen, erläuterte Schirrmacher. Er kritisierte, dass die Evangelische Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz keine eigenen Daten zur Religionsfreiheit und zur Verfolgung von Christen und anderen Gläubigen erhöben. Die Kirchen stützten sich auf US-amerikanische Angaben, die stark von Daten des US-Außenministerium abhingen.
Die Herausgeber der Jahrbücher forderten die Ampelkoalition auf, einen neuen Beauftragten für weltweite Religionsfreiheit zu ernennen. Der bisherige, 2018 von der alten Bundesregierung eingesetzte Beauftragte Markus Grübel habe in kurzer Zeit erfolgreich gearbeitet. Die Aufgabe solle nicht in dem allgemeinen Amt des Menschenrechtsbeauftragten untergehen. Der eigenständige Bericht des Beauftragten werde in Deutschland und international beachtet und debattiert. Der Bericht habe auch konkret Einfluss auf Asylverfahren in Deutschland gehabt, sagte Heimowski.