Antisemitismusbeauftragter: Junge Muslime beten weniger

Antisemitismusbeauftragter: Junge Muslime beten weniger

Stuttgart, Osnabrück (epd). Das Interesse junger Muslime an ihrem Glauben lässt nach Beobachtung des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume in Europa nach. In jüngeren Generationen werde schon länger kaum noch gebetet, sagte Blume der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Die Gelehrten gälten als veraltet. „Wenn junge Muslime die Wahl haben, wenden sie sich häufiger nicht mehr radikalen Islamisten zu, sondern ziehen sich aus der Religion zurück“, ergänzte Blume.

Der Beauftragte rief Christen, Muslime und Vertreter anderer Religionen dazu auf, gemeinsam gegen globale Probleme wie die Klimakrise vorzugehen. „Die Vernünftigen in allen Religionen haben jetzt die Chance, einander die Hände zu reichen und zu sagen: Lasst uns das gemeinsam machen“, sagte er. Er gehe davon aus, dass eine Stadt wie Bagdad, wo es heute schon jeden Sommer über 50 Grad Hitze gebe, in wenigen Jahrzehnten nicht mehr bewohnbar sein werde.

Der gesellschaftliche Bedeutungsverlust der Kirchen macht Blume wenig Sorgen. „Die rühmlichsten Zeiten der Kirche waren schließlich oft gerade nicht diejenigen, in denen sie am mächtigsten und prunkvollsten war, sondern diejenigen, in denen sie kleiner war, aber glaubwürdig und ganz bei ihrer Botschaft“, erläuterte er. Die Kirche der Zukunft werde sich dadurch auszeichnen, dass sie sich Zeit nehme - etwa für Familien, Beziehungen und für die Pflege.

Anlass des Interviews war die Erscheinung von Blumes neuem Buch „Rückzug oder Kreuzzug? Die Krise des Christentums und die Gefahr des Fundamentalismus“ im Patmos-Verlag (Ostfildern).