Berlin (epd). Viele in Deutschland lebende schwarze Menschen erleben Rassismus. Das geht aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten „Afrozensus“ des Vereins „Each One Teach One“ hervor. Befragte berichteten demnach von anti-schwarzem Rassismus in verschiedenen Lebensbereichen, wie beispielsweise Gesundheit, Wohnungsmarkt und Bildung. „Es gibt keinen Bereich, in dem Diskriminierung und Rassismus keine umfassenden Probleme sind“, teilte der Verein dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Der Zensus stelle auf Grundlage umfassender Daten erstmals die Lebensrealität sowie die Rassismuserfahrungen der über eine Million in Deutschland lebenden schwarzen Menschen dar.
Anti-schwarzer Rassismus habe sich demnach in den vergangenen fünf Jahren durch rassistische Reaktionen auf erhöhte Zuwanderung von Flüchtlingen und Migranten seit 2015, die damit verbundene Politik sowie die Reproduktion von Rassismus in Medien und Berichterstattung verstärkt. Die Black-Lives-Matter-Bewegung, antirassistische Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit, die Medienpräsenz schwarzer Menschen sowie soziale Medien schwächten anti-schwarzen Rassismus hingegen ab. Jene Abschwächung werde dabei zuallererst dem Einsatz, dem Aktivismus und der Handlungsmacht schwarzer Menschen zugeschrieben, heißt es.
Rassismus gegen schwarze Menschen wirkt sich dem Bericht zufolge vor allem über drei Mechanismen: Exotisierung, Sexualisierung und Kriminalisierung. So gaben mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden an der Online-Befragung an, ihnen sei ungefragt in die Haare gegriffen worden, wodurch „Schwarze Körper als exotisch konstruiert“ würden. Außerdem gaben fast 80 Prozent an, aufgrund ihres Aussehens sexualisierte Kommentare auf Dating-Apps erhalten zu haben. Etwa die Hälfte der Befragten (56 Prozent) berichtete von diskriminierenden Polizeikontrollen nach äußeren Merkmalen („Racial profiling“).
An der Online-Befragung, deren Teilnahme zwischen Mitte Juli und Anfang September 2020 möglich war, nahmen 6.419 Personen ab 16 Jahren teil, die in 144 verschiedenen Ländern geboren wurden, die meisten von ihnen (43,9 Prozent) in Deutschland.