Umfrage: Junge Generation nicht so "grün" wie erwartet

Umfrage: Junge Generation nicht so "grün" wie erwartet
Junge Menschen sind zwar grundsätzlich politisch interessiert, tun sich aber offenbar schwer, ihr eigenes Verhalten im Alltag zu ändern. Das ist ein Ergebnis einer neuen Trendstudie über 14- bis 29-Jährige.

Berlin (epd). Die größten Sorgen junger Menschen in Deutschland sind einer Umfrage zufolge neben dem Klimawandel eine unsichere wirtschaftliche Zukunft und die schwindende Aussicht auf eine funktionierende Alterssicherung. Die Lösung dieser Probleme erwarteten sie von der Politik, heißt es in der am Montag in Berlin vorgestellten Studie „Jugend in Deutschland“.

Sie basiert den Angaben zufolge auf einer repräsentativen Online-Befragung von 1.014 Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren vom 14. bis 22. Oktober. Autoren sind der Kemptener Jugendforscher Simon Schnetzer und der Berliner Bildungsforscher Klaus Hurrelmann.

Die Studie zeichne das Bild einer grundsätzlich politisch wachen und aktiven jungen Generation, erklärte Schnetzer: „Die Pandemie hat sie allerdings in einer äußerst sensiblen Lebensphase getroffen“, und nur allmählich erhole sie sich von den Auswirkungen.

Hurrelmann betonte, nur eine Minderheit bringe die Kraft auf, sich der Herausforderung zu stellen und den eigenen Lebensstil aktiv zu verändern, „obwohl sie das selbst stark befürwortet“. „Die große Mehrheit ist noch nicht bereit, die liebgewordenen Gewohnheiten in den Bereichen Konsum, Mobilität, Ernährung aufzugeben und wartet erst einmal auf Entscheidungshilfen durch die Politik“, so Hurrelmann.

Die Studie zeige weiter, „dass die Jugend in Deutschland nicht so 'grün' ist, wie sie manchmal unter dem Eindruck von aktiven Umweltbewegungen wahrgenommen“ werde. Rund 60 Prozent der 14- bis 29-Jährigen seien demnach regelmäßig privat mit einem Auto unterwegs. Der Anteil der Befragten, die bereit sind, dauerhaft auf ein eigenes Auto (19 Prozent) oder auf Flugreisen (27 Prozent) zu verzichten, sei noch gering.

Hoch sei dagegen der Anteil derer, die hin und wieder neue Verhaltensweisen erproben und möglicherweise auf lange Sicht bereit sind, ihr Verhalten zu verändern. „Der größte Gegenspieler von Veränderung ist die Komfortzone des Wohlfahrtstaats, in der sich die jüngere Generation nach dem Vorbild ihrer Eltern bequem eingerichtet hat“, sagte Hurrelmann. Unter diesen Umständen könne der von jungen Leuten mehrheitlich befürwortete Klimaschutz nur mit klaren Regeln und Vorgaben durch die Politik gelingen.

Eine Untersuchung des Essverhaltens komme zu einem ähnlichen Schluss, hieß es weiter. Eine Mehrheit von 56 Prozent esse ohne Einschränkungen, 44 Prozent erprobten „alternative Ernährungsformen“ und ernährten sich vegetarisch, vegan oder zumindest flexitarisch.

Die größten Zukunftssorgen der jüngeren Menschen sind der Klimawandel (56 Prozent), ein Zusammenbruch des Rentensystems (48 Prozent) und die Folgen einer Inflation (46 Prozent). Die in der vorangegangenen Erhebung im Sommer dominierende Spaltung der Gesellschaft treibe aktuell noch 44 Prozent der Befragten um.

Der Auftrag an die neue Bundesregierung laute, sie solle die Rente (59 Prozent) und eine lebenswerte, klimagerechte Zukunft (54 Prozent) sichern. Weitere Forderungen sind die aktive Förderung der Digitalisierung des Bildungssystems (49 Prozent) und die Sicherung beruflicher Perspektiven (47 Prozent).