Tausende protestieren gegen Einsparungen bei Theatern und Orchestern

Tausende protestieren gegen Einsparungen bei Theatern und Orchestern
Wegen ausbleibender Mittel für Tariferhöhungen im Landeshaushalt fürchten Beschäftigte der Theater in Niedersachsen um ihre Jobs. Mit einer Demo protestierten sie dagegen. Zwei Landesminister bestreiten, dass es Kürzungen gebe.

Hannover (epd). Zahlreiche Beschäftigte von Theatern und Orchestern in Niedersachsen haben gegen geplante Mittelkürzungen der rot-schwarzen Landesregierung demonstriert. In einem Protestzug zogen sie am Mittwoch in Hannover von der Oper durch die Innenstadt bis zum Landtag. Die Veranstalter sprachen von rund 3.000 Teilnehmenden, die Polizei von 1.100.

Der Haushaltsentwurf des Landes für 2022/23 sehe Streichungen in Millionenhöhe vor, kritisierte das Aktionsbündnis „#RetteDeinTheater“ bei der Demonstration. Die Landesregierung nehme damit „irreparable Schäden“ in Kauf und bringe die durch die Corona-Pandemie schwer belasteten Kulturinstitutionen in eine finanzielle Schieflage. Kulturminister Björn Thümler und Finanzminister Reinhold Hilbers (beide CDU) wiesen die Kritik zurück.

Die Teilnehmenden protestierten auf Plakaten und Spruchbändern mit Slogans wie „Ohne Knete kein Goethe“, „Ohne Groschen keine Dreigroschenoper“ oder „Von Applaus kann man nicht leben“. Viele trugen Masken, Perücken oder Kostüme aus dem Theaterfundus. Die Demonstranten waren aus vielen niedersächsischen Städten angereist, einige auch aus Dortmund oder Essen.

Das Bündnis bemängelte vor allem, dass die anstehenden Tariferhöhungen des öffentlichen Dienstes vom Land nicht übernommen werden sollten. Zudem solle die seit 2021 bestehende Spielstättenförderung für die freien Theater nicht verstetigt werden. „Das bringt uns ganz schnell in finanzielle Schwierigkeiten“, sagte Versammlungsleiter Thomas Huppertz vom Staatsorchester in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die fehlenden Beträge lägen in Millionenhöhe. „Das bedeutet Einsparungen, und die gehen nur durch Personalabbau.“ 85 Prozent der Kosten an Theatern seien Personalkosten.

Kulturminister Thümler bestritt, dass es Kürzungen gebe: „Keiner muss Angst um seine Stelle haben.“ Das Staatstheater in Hannover etwa habe für den Haushalt 2022/23 eine verlässlich zugesagte Finanzierung. Seit 2017 seien die Mittel sogar deutlich erhöht worden. Auch Finanzminister Hilbers betonte: „Wir haben keine großen Aufwüchse bei den Theatern, aber wir nehmen ihnen auch nichts weg.“

Nach Angaben des Aktionsbündnisses „#RetteDeinTheater“ betreffen die ausbleibenden Tarifsteigerungen neben dem Staatstheater in Hannover die Theater und Orchester in kommunaler Trägerschaft in Celle, Göttingen, Hildesheim, Lüneburg, Osnabrück und Wilhelmshaven sowie die freien Theater und Spielstätten. Zu dem Bündnis hatten sich die Gewerkschaft ver.di, die Deutsche Orchestervereinigung, die Gewerkschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger und die Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer zusammengeschlossen.