Rufe nach Impfpflicht für Pflege- und Gesundheitsberufe werden lauter

Rufe nach Impfpflicht für Pflege- und Gesundheitsberufe werden lauter
Eine Corona-Impfpflicht für Pflege- und Gesundheitsberufe findet offenbar zunehmend Befürworter. Hintergrund sind die stark steigende Zahl von Infektionen und die besonderen Risiken für Pflegebedürftige.

Berlin, Herne (epd). Die Rufe nach einer Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen mehren sich. Zum besseren Schutz der älteren Bevölkerung und der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen fordert die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) eine Impfpflicht für Pflege- und Gesundheitsberufe. Der Bundesverband der Diakonie sprach sich am Montag in Berlin ebenfalls für eine Impfpflicht in Pflegeeinrichtungen aus.

Die zunehmende Anzahl von Impfdurchbrüchen bei der älteren Bevölkerung erfordere rasches und konsequentes Handeln, sagte DGG-Präsident Rainer Wirth in Herne. „Wer in einem Pflegeberuf arbeitet, macht nicht nur einen Job, sondern übernimmt Verantwortung für die betreuten Personen, die eine solche Impfung als selbstverständlich erscheinen lassen sollte“, erklärte der Direktor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation am Marien Hospital Herne.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie sagte: „Die Pandemie läuft erneut aus dem Ruder. Für besonders gefährdete Menschen zum Beispiel in Pflegeeinrichtungen ist ein Zögern und Zaudern von Politik und Behörden lebensgefährlich.“ Alle Beschäftigten, die in Gesundheits- oder Pflegeeinrichtungen Kontakt mit Patientinnen und Patienten hätten, müssten geimpft sein. Lilie rief den Gesetzgeber auf, eine „begrenzte Impfpflicht für den Ausnahmefall der Pandemie jetzt zur Regel zu machen“.

Die medizinische Fachgesellschaft der Altersmediziner forderte außerdem flächendeckende Booster-Impfungen der älteren Bevölkerung insbesondere in Pflegeeinrichtungen. Zudem seien dort einheitliche, engmaschige, kostenlose Tests für Mitarbeiter, Bewohner und Besucher notwendig.

Regierungssprecher Steffen Seibert forderte in Berlin im Namen der geschäftsführenden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine tägliche Test-Pflicht in Pflegeheimen, nachdem es in solchen Einrichtungen wieder Ausbrüche, schwere Verläufe und auch Todesfälle nach Corona-Infektionen gegeben hatte. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten bei ihrer Konferenz am Freitag beschlossen, dass im Herbst und Winter „einrichtungsbezogene Testkonzepte“ umgesetzt werden müssen. Die Beschlüsse der Ressortchefs gingen in die richtige Richtung, seien aber nicht präzise genug, sagte Seibert.

Am Montag durchbrach die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen laut Robert Koch-Institut erstmals die Marke von 200.