Studie: Fast jeder zweite Geringverdiener ist digital abgehängt

Studie: Fast jeder zweite Geringverdiener ist digital abgehängt

Frankfurt a.M. (epd). Die Corona-Pandemie hat laut einer Studie Digitalangeboten in den Bereichen Arbeit, Bildung, Verwaltung und Gesundheit einen erheblichen Schub gegeben. Noch immer ist aber rund ein Drittel aller Deutschen digital abgehängt, wie eine noch unveröffentlichte Studie der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) ergab, über die die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Montag) berichtete. Das bedeutet beispielsweise, dass diese Menschen keine amtlichen Dokumente online ausfüllen, nicht an Videokonferenzen vom Homeoffice aus teilnehmen und ihren Arzt auch nicht über das Internet kontaktieren.

Die Befragung unter 1.500 repräsentativ ausgewählten Deutschen brachte der Zeitung zufolge zu Tage, dass vor der Corona-Krise der Anteil derjenigen, die in den genannten Lebensbereichen keinerlei Digitalangebote nutzten, mit 74 Prozent mehr als doppelt so hoch war wie heute.

Bei den Über-60-Jährigen ist der Anteil der Nichtnutzer mit 50 Prozent zwar am größten. Genauso groß wie zwischen den Altersgruppen klafft aber die Lücke zwischen den Einkommensgruppen. Nur jeder Vierte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 3.000 im Monat nutzt die Angebote nicht. Unter denjenigen, die weniger als 1.500 Euro zur Verfügung haben, ist es dagegen jeder Zweite. „Es geht eine digitale Schere auf“, sagte BCG-Senior Partner Olaf Rehse der FAZ.

Von den Geringverdienern fallen demnach besonders viele in die Gruppe der „Ängstlichen“, das sind diejenigen, die zum Beispiel befürchten, im Internet etwas falsch zu machen oder Hackern und Computerviren zum Opfer zu fallen. Um diese Gruppe zu Digitalnutzern zu machen, brauche es ganz andere Dinge als für die übrigen Nutzer: Weniger Fachbegriffe auf Internetseiten, persönliche, telefonische Hilfestellung, Aufklärung über die Gefahr von Viren, nannte diese Gruppe in der Befragung als größtes Hindernis, heißt es in der Studie. Rehse regte zudem an, Kindern aus finanziell schlechter gestellten Familien mehr Angebote zu machen, damit sie digital nicht abgehängt werden.