Deutsch-jüdischer Autor beobachtet verkrampften Umgang mit Juden

Deutsch-jüdischer Autor beobachtet verkrampften Umgang mit Juden

Leipzig (epd). Der deutsch-jüdische Autor Dmitrij Belkin sieht bei seinen Landsleuten noch immer einen verkrampften Umgang mit Jüdinnen und Juden. Viele seiner Begegnungen seien zwar eher normal, sagte Belkin der in Leipzig erscheinenden Wochenzeitung „Der Sonntag“ (Ausgabe vom 24. Oktober). Eine Grundunsicherheit - „was darf ich ihm sagen, ist das Wort 'Jude' überhaupt artikulierbar?“ - sei allerdings mitunter zu spüren.

Er halte das für eine wichtige kommunikative Herausforderung, den Leuten diese Unsicherheit zu nehmen, sagte der Buchautor: „Durch Empathie, Humor und die vielen Begegnungen.“

Dabei hänge es stark von seiner eigenen Tagesform ab, wie er mit der Reaktion der Leute auf sein „Jude-sein“ umgehen könne: „Idealerweise entspannt, positiv und selbstironisch. Wenn man dazu noch den Zentralrat der Juden als Arbeitsstelle nennt, ist oft Schweigen des Gegenübers angesagt. Dieses muss man freundlich brechen, ohne dabei seine eigenen Kräfte zu überschätzen“, sagte Belkin, der beim Zentralrat der Juden das jüdisch-muslimische Begegnungsprojekt Schalom Aleikum leitet.

Für den richtigen Umgang mit Menschen, die Jüdinnen und Juden gegenüber unsicher sind, gebe es eine schöne Talmudregel mit einem allgemeinen ethischen, lebenstechnischen Charakter, sagte Belkin: Man solle den Anderen nicht schlecht erscheinen lassen, ihn oder sie nicht öffentlich bloßstellen. Einmal weghören sei dabei manchmal - nicht immer - ratsam: „Die antisemitischen Vorurteile, die ab und an in einem Gespräch durchsickern, sollte man aber als solche benennen.“