WHO: Sechs von sieben Corona-Fällen in Afrika unentdeckt

WHO: Sechs von sieben Corona-Fällen in Afrika unentdeckt

Frankfurt a.M., Brazzaville (epd). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von einer enorm hohen Corona-Dunkelziffer in afrikanischen Ländern aus. Eine neue Analyse zeige, dass sechs von sieben Corona-Infektionen in Afrika nicht entdeckt werden, erklärte das WHO-Regionalbüro für Afrika am Donnerstag in Brazzaville. Damit hätten sich bisher 59 Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner mit Corona infiziert. Bisher war die WHO von acht Millionen Corona-Fällen ausgegangen.

Die Schätzung beruht auf Zahlen zu den offiziell registrierten Fällen, der Fallsterberate und den allgemeinen Todeszahlen in der Bevölkerung. Dass sich mehr als siebenmal so viele Afrikanerinnen und Afrikaner wie bisher angenommen mit Corona angesteckt haben könnten, führt die WHO auf die wenigen Tests zurück. Vor allem Fälle ohne schweren Krankheitsverlauf blieben unentdeckt, weil nur Menschen mit Symptomen oder Reisende getestet würden, erklärte die UN-Organisation.

Seit Beginn der Pandemie habe es etwa 70 Millionen Corona-Tests für die 1,3 Milliarden Afrikanerinnen und Afrikaner gegeben. In anderen Staaten wie den USA oder Großbritannien würden weniger Menschen mit deutlich mehr Tests versorgt. „Mit den limitierten Tests befinden wir uns in vielen afrikanischen Gemeinschaften immer noch im Blindflug“, sagte die Direktorin des Regionalbüros, Matshidiso Moeti. Fachleute weisen schon lange auf eine vermutlich hohe Corona-Dunkelziffer in afrikanischen Ländern hin. Bislang gab es von der WHO aber keine Schätzung zur Höhe der unentdeckten Fälle.

Die Impfquote bleibt in den meisten Ländern Afrikas niedrig. Nach WHO-Angaben sind in der Hälfte der afrikanischen Länder weniger als zwei Prozent der Bevölkerung gegen das Corona-Virus geschützt. Der Sitz des WHO-Regionalbüros ist in Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo.