Dubai, Kabul (epd). Mehr als drei Wochen nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan haben die Taliban erste Mitglieder ihrer Regierung vorgestellt. Der weniger bekannte Mohammed Hassan Akhund soll die Regierung leiten, wie Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid laut dem afghanischen TV-Sender Tolo News am Dienstag sagte. Als sein Stellvertreter ist Taliban-Mitbegründer Mullah Abdul Ghani Baradar gesetzt. Als Verteidigungsminister soll Mullah Jakub, Sohn des Taliban-Gründers Mullah Omar, agieren. Mujahid sprach von einem vorübergehenden Kabinett. Darüber wie lange die Übergangszeit dauern soll, machte er keine Angaben.
Davor war damit gerechnet worden, dass Mullah Baradar die Regierung leiten wird. Der etwa 53-Jährige war ein Weggefährte und enger Freund von Mullah Omar, der die radikalislamische Bewegung ins Leben rief und an der Spitze des Taliban-Regimes in den 1990er Jahren stand. Baradar war im Herbst 2018 auf Drängen der US-Regierung aus pakistanischer Gefangenschaft freigelassen worden, um die Friedensverhandlungen mit den USA im katarischen Doha zu leiten. Der künftige Regierungschef Mohammed Hassan Akhund hingegen ist eine weniger bekannte Figur der Taliban und gilt als Kompromiss-Kandidat.
Dem Innenministerium steht künftig Sarajuddin Hakkani vor. Er ist der Leiter des Hakkani-Netzwerkes, das von Pakistan aus operiert, und wird als Terrorist vom amerikanischen FBI steckbrieflich gesucht wird. Die Hakkani-Familie hat auch eine Reihe anderer Regierungsposten inne, etwa das Ministerium für höhere Bildung, das Ministerium für Telekommunikation und das Ministerium für Flüchtlinge.
Frauen waren bei den nun vorgestellten Kabinettsmitglieder keine. Das Frauenministerium wurde umbenannt in Ministerium für Tugend und Moral. In frühen Stellungnahmen der Taliban hieß es, Frauen sollten am öffentlichen Leben und auch an der Regierung teilnehmen, so lange dies in Einklang mit der Scharia, dem islamischen Gesetz, sei. Die Taliban hatten nach Abzug der internationalen Truppen innerhalb kürzester Zeit und fast ohne Widerstand das Land unter Kontrolle gebracht und Mitte August auch Kabul eingenommen.