Dubai, Kabul (epd). Die Taliban haben offenbar große Teil des aufständischen Pandschir-Tals erobern können. Der Führer der dort ansässigen Widerstandsbewegung gegen die Taliban, Ahmad Massud, erklärte sich bereit für Verhandlungen mit den Taliban, wie der afghanische Sender Tolo News am Montag berichtete. Eine Reihe islamischer Geistlicher hatten am Sonntag zu einem Waffenstillstand zwischen den Taliban und der Nationalen Widerstandsfront Afghanistans (NRF) aufgerufen.
Die Widerstandsfront setzt sich aus ehemaligen Regierungsmitgliedern, Überresten von Spezialeinheiten der afghanischen Armee und der Miliz um Massud zusammen, dessen Vater Ahmad Shah Massud in den 1990er Jahren im Pandschir-Tal gegen die Taliban kämpfte.
Pandschir ist die letzte Provinz Afghanistans, die die Taliban noch nicht vollständig erobern konnten. Ein Sprecher der Taliban erklärte, seine Kämpfer hätten inzwischen alle Distrikte von Pandschir erobert. Die NRF bestritt dies jedoch. Der Sprecher der NRF, Fahim Daschti, wurde bei einem Gefecht am Sonntag getötet. Daschti hatte auch an Verhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban im katarischen Doha teilgenommen.
Die italienische Hilfsorganisation Emergency, die eine Klinik im Dorf Anabah, rund ein Kilometer von der Provinzhauptstadt Bazarak entfernt, unterhält, bestätigte bereits am Samstag auf Twitter, dass die Taliban den Ort eingenommen hätten. Das Tal liegt etwa 150 Kilometer nördlich von Kabul.
Vor mehr als drei Wochen hatten die Taliban Kabul erobert und die Macht in Afghanistan übernommen. Wegen offensichtlichen Streitigkeiten zwischen einzelnen Taliban-Fraktionen ist immer noch keine neue Regierung gebildet worden.
