Pressebericht: Land lehnte zweite Nachtwache für Lebenshilfe-Heim ab

Pressebericht: Land lehnte zweite Nachtwache für Lebenshilfe-Heim ab

Sinzig, Mainz (epd). In der Behinderteneinrichtung der Lebenshilfe in Sinzig, wo bei der Flutkatastrophe im Juli zwölf Menschen ums Leben kamen, gab es einem Pressebericht zufolge schon vor Jahren Bedenken über einen möglichen Personalmangel in einer Notlage. Die Einrichtung in Rheinland-Pfalz habe bereits 2015 eine zweite Nachtwache beantragt, berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unter Berufung auf interne Unterlagen der Kreisverwaltung. Eine einzelne Person könne in einer Gefahrensituation nicht allein die Evakuierung veranlassen und Rettungskräfte einweisen, hätten die zuständigen Behörden nach einer „Gefahrenverhütungsschau“ festgestellt. Das Mainzer Sozialministerium habe den Antrag abgelehnt und stattdessen den Einbau verbesserter Brandschutztechnik für die Einrichtung vorgeschlagen.

Dass das 200 Meter von der Ahr entfernt gelegene Gebäude bei einem Extremhochwasser überflutet werden könnte, sei bei der damaligen Entscheidung nicht berücksichtigt worden. In der Nacht zum 15. Juli war es der einzigen Nachtwache nicht mehr gelungen, alle Bewohner des Wohnheims vor der extrem schnell steigenden Wassermassen in Sicherheit zu bringen.

Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt inzwischen, wie es zum Tod der Heimbewohner kam. Die Ermittlungen seien Teil einer umfassenden Rekonstruktion der Unwetterkatastrophe und noch nicht abgeschlossen, teilte ein Behördensprecher am Freitag auf Nachfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit.

Das rheinland-pfälzische Sozialministerium wollte sich nicht im Detail zu der „Spiegel“-Publikation äußern: „Fragen zu den Ereignissen der Flutkatastrophe sind aktuell Gegenstand von Untersuchungen. Die Ergebnisse bleiben abzuwarten.“ Kreisverwaltung und Lebenshilfe-Landesverband ließen Anfragen zunächst unbeantwortet.