Betriebskassen-Umfrage: "Betreuungsdesaster" in der Pandemie

Betriebskassen-Umfrage: "Betreuungsdesaster" in der Pandemie
"Wegen Pandemie geschlossen": Vor allem Berufstätige mit jüngeren Kindern berichten, dass ohne Schule und Kita ihre eigene Arbeit gelitten hat - wie eine Umfrage eines Betriebskrankenkassen-Zusammenschlusses zeigt.

Berlin, Leverkusen (epd). Eine Umfrage unter Versicherten von Betriebskrankenkassen zeigt die starke Belastung von Familien durch Corona-Regelungen. 53 Prozent der Eltern gaben in einer Familienerhebung an, während des Lockdowns in Deutschland überfordert gewesen zu sein, wie die Pronova BKK am Dienstag in Leverkusen mitteilte. Der Spagat von Betreuung, Homeschooling und den Anforderungen im Job habe sich negativ auch auf das Berufsleben der Eltern ausgewirkt. Darüber hatten zuerst die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) berichtet.

37 Prozent sagten demnach, ihre Arbeit habe darunter gelitten, dass die Kinder nicht im gewohnten Umfang in Schule und Kindergarten waren. Für die repräsentative Online-Umfrage waren den Angaben zufolge im Juli 1.000 Menschen in Deutschland ab 18 Jahren mit mindestens einem minderjährigen Kind befragt worden.

„Eltern brauchen die Gewissheit, dass der Nachwuchs gut betreut ist, um sich ganz auf die Erfordernisse im Berufsleben konzentrieren zu können“, sagte Gerd Herold, Beratungsarzt bei der Pronova BKK, den Funke-Zeitungen. Diese Gewissheit sei in der Pandemie brüchig geworden. „Insofern war das Betreuungsdesaster in den Pandemie-Monaten für Eltern definitiv eine Karrierebremse.“

Als besonders belastend erlebten die befragten Mütter und Väter das Gefühl, verantwortlich zu sein, wenn das Kind beim Schulstoff nicht mitkomme. Zwei Drittel der Eltern mit Kindern im Alter von sechs bis 13 Jahren wurde das Homeschooling zu viel. Rund jede zweite Familie (53 Prozent) gab an, auf Unterstützung bei der Betreuung angewiesen zu sein. Bei den jüngeren Eltern unter 35 waren es sogar 72 Prozent, die nicht ohne Hilfe bei der Betreuung auskamen, um ihrem Beruf nachzugehen. Dennoch nutzten von den Müttern und Vätern mit Kindern unter 13 Jahren nur 38 Prozent die Möglichkeit, Kinderkrankentage während der Schul- und Kita-Schließung zu nehmen.

Auch wenn 61 Prozent der befragten Eltern angaben, auf Verständnis bei ihren Vorgesetzten gestoßen zu sein, berichteten 27 Prozent, es habe in ihren Unternehmen lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen Homeoffice-Angebote gegeben. Flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice, um bei der Kinderbetreuung entlastet zu werden, hätten besonders Eltern mit akademischem Abschluss nutzen können. Bei ihnen waren es 76 Prozent.

Die Pronova BKK ist ein Zusammenschluss von Betriebskrankenkassen von Konzernen wie BASF, Bayer, Continental und Ford und vertritt 650.000 Versicherte.