Tote bei Explosionen am Kabuler Flughafen

Tote bei Explosionen am Kabuler Flughafen
Bundeswehr beendet Evakuierungsflüge
Detonationen am Flughafen Kabul: Während westliche Staaten am Donnerstag ihre letzten Evakuierungsflüge vorbereiten, detonierten zwei Sprengsätze. Es gab Tote und Verletzte. Derweil beendete die Bundeswehr ihre Rettungsflüge.

Frankfurt a.M., Kabul (epd). Bei zwei Explosionen am Flughafen Kabul sind am Donnerstag zahlreiche Menschen getötet worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach am Abend von einem „niederträchtigen“, Außenminister Heiko Maas (SPD) von einem „ekelhaften Anschlag“. Terroristen hätten auf die Menschen gezielt, die auf ihre Ausreise, auf Frieden und Sicherheit gehofft hätten, sagte Merkel. Der arabische Sender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf einen Taliban-Sprecher von mindestens 13 Toten bei Detonationen an einem der Eingänge zum Flughafen und einem nahe gelegenen Hotel. Außerdem seien mindestens 60 Menschen verletzt worden.

Derweil beendete die Bundeswehr ihre Evakuierungsoperation. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) teilte mit, dass inzwischen alle deutschen Soldatinnen und Soldaten, die verbliebenen Mitarbeiter des Auswärtigen Amts und Bundespolizisten von Kabul nach Taschkent ausgeflogen worden sind. Ihren Worten zufolge wurden Flugzeuge der Bundeswehr zum Zeitpunkt des Anschlags für den Flug in die usbekische Hauptstadt Taschkent beladen.

Die Anschläge hätten deutlich gemacht, „dass eine Verlängerung der Operation in Kabul nicht möglich war“, sagte Kramp-Karrenbauer. Die Sicherheitslage und die Entscheidung der Taliban, die militärischen Evakuierungen nach dem 31. August nicht mehr zu dulden, würden das nicht ermöglichen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte indes nach den Explosionen auf einer Pressekonferenz in Dublin, dass Frankreich die Evakuierungen fortsetzen wolle. „Wir werden weitermachen, so lange es die Lage am Flughafen erlaubt.“

Seit Montag vergangener Woche hatten die westlichen Nationen, darunter Deutschland, eigene Staatsbürger, Ortskräfte und andere von den Taliban bedrohte Menschen mit Militärflügen aus dem Land gebracht. Kramp-Karrenbauer zufolge hat die Bundeswehr insgesamt 5.347 Menschen, darunter mehr als 4.000 Afghanen und rund 500 Deutsche, über die Luftbrücke zunächst nach Taschkent und teilweise bereits weiter nach Deutschland ausgeflogen. Laut US-Regierung wurden seit der Machtübernahme der Taliban insgesamt etwa 95.700 Menschen ausgeflogen.

Einer der beiden Sprengsätze explodierte am Donnerstag laut Augenzeugenberichten inmitten der Menschenmenge am Flughafen-Zugang Abbey-Gate. In unmittelbarer Nähe des Flughafens harren Hunderte afghanische Familien aus in der Hoffnung, durch einen der drei streng bewachten Eingänge zu kommen und das Land verlassen zu können. Im nahegelegenen Baron-Hotel, wo sich die zweite Detonation ereignete, werden britische Bürger und gefährdete Afghaninnen und Afghanen auf ihre Evakuierung nach Großbritannien vorbereitet.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte den Anschlag. „Unsere Priorität bleibt, viele Menschen so schnell wie möglich zu evakuieren“, erklärte er auf Twitter.

Die USA und andere westlichen Regierungen, darunter auch Deutschland, hatten am Donnerstag vor Terrorgefahr durch den „Islamischen Staat“ am Flughafen gewarnt und die Menschen aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. Der IS und die Taliban sind verfeindet. Auch auf dem Flughafengelände warten viele Menschen in der Hoffnung, aus dem Land evakuiert zu werden.

Das Welternährungsprogramm kündigte eine Luftbrücke zur Versorgung bedürftiger Menschen in Afghanistan an. Die Flugzeuge sollen zwischen der pakistanischen Hauptstadt Islamabad und Kabul pendeln, wie WFP-Exekutivdirektor David Beasley in der Nacht auf Donnerstag mitteilte.

„Sobald die Evakuierungen beendet sind, bleiben wir mit einer riesigen humanitären Notlage zurück“, sagte der Notfalldirektor der WHO, Richard Brennan, dem Sender Al-Dschasira. Die Bundesregierung hofft indes, auch nach dem Ende der Evakuierungen Menschen aus dem Land holen zu können. Außenminister Maas kündigte für Sonntag eine Reise in die Region an, um über Ausreisen von Ortskräften und anderen Schutzbedürftigen mit den Nachbarstaaten Afghanistans zu verhandeln. „Unsere Arbeit geht weiter, und zwar solange bis alle in Sicherheit sind, für die wir in Afghanistan Verantwortung tragen“, sagte er.