Experte: Afghanen wurden mit Integrationshindernissen überzogen

Experte: Afghanen wurden mit Integrationshindernissen überzogen

Berlin, Nürnberg (epd). Der kirchliche Integrationsexperte Stephan Theo Reichel wirft den deutschen Behörden Versagen im Umgang mit afghanischen Geflüchteten vor. Den Schutzsuchenden sei bewusst nur 40 Prozent der Erstanerkennung gegeben worden, kritisiert der Vorsitzende des Vereins „matteo - Kirche und Asyl“ in Nürnberg in der Berliner Wochenzeitung „Die Kirche“ (Ausgabe 29. August). Auch ignoriere das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dass Gerichte über 60 Prozent der Negativbescheide zu Afghanistan aufhöben.

Die Afghanen seien in Deutschland mit Integrationshindernissen, Ausbildungs- und Arbeitsverboten überzogen worden, kritisierte Reichel, der auch Beauftragter für Flüchtlingsarbeit der Evangelischen Brüder-Unität - Herrnhuter Brüdergemeine für Deutschland und die Niederlande ist. „Dennoch sind sie heute aus eigener Kraft und mit Hilfe ehrenamtlicher Helfer die bestintegrierteste Gruppe. Und es wurde abgeschoben gegen besseres Wissen über die Sicherheitslage.“

Das Versagen gegenüber den afghanischen Flüchtlingen sollte jetzt Anlass sein, die gesamte Flüchtlingspolitik zu überdenken, forderte er. Diese sei bislang von Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Überforderung geprägt. Statt strukturell falsche Asylbescheide sollten die Afghaninnen und Afghanen sowie andere Geflohene durchweg den Schutz und die Anerkennung bekommen, die ihnen zustehe. „Die Integration muss mit mehr Anreizen und Druck gefördert und gefordert, aber nicht mehr behindert werden“, forderte der Flüchtlingsexperte.