Studie: Im Westen weiter zu wenig Kita-Plätze für unter Dreijährige

Studie: Im Westen weiter zu wenig Kita-Plätze für unter Dreijährige
Massive Anstrengungen zur Überwindung des Personalmangels sind nötig
Im Westen gibt es einer Untersuchung zufolge weiter zu wenig Kita-Plätze für die ganz Kleinen, dafür ist der Personalschlüssel in den Einrichtungen günstiger als im Osten. Eine weitere Studie belegt, dass jede Menge Fachkräfte in den Kitas fehlen.

Gütersloh, Düsseldorf (epd). In Westdeutschland gibt es trotz eines massiven Ausbaus bei den Kitas einer Erhebung zufolge weiterhin zu wenige Plätze für Kinder unter drei Jahren. Und im Osten betreue eine Fachkraft zu viele Kinder, erklärte die Bertelsmann Stiftung anlässlich der Publikation der Studie am Dienstag in Gütersloh. Von gleichwertigen Lebensverhältnissen in der frühkindlichen Bildung sei Deutschland „nach wie vor weit entfernt“. Um dieses „doppelte Ost-West-Gefälle“ bei Betreuungsplätzen und Personalschlüsseln binnen zehn Jahren weitgehend aufzulösen, würden insbesondere mehr Erzieherinnen und Erzieher benötigt.

Doch genau hier liegt das Problem, wie auf dem Deutschen Kitaleitungskongress in Düsseldorf klar wurde. Einer dort vorgestellten Untersuchung zufolge fehlt jede Menge Fachpersonal in den Einrichtungen - auch als Folge der hohen Belastungen im Job durch Corona.

Bei rund jeder fünften der befragten 4.500 Kita-Leitungen nahm demnach die Arbeitszeit seit Beginn der Pandemie um mehr als die Hälfte zu. Knapp 40 Prozent der Kitaleitungen gaben an, dass wegen fehlender Mitarbeiter inzwischen für ein Fünftel der Betreuungszeit die Aufsichtspflicht kaum mehr nach den gesetzlichen Grundlagen gewährleistet sei. Neben zu wenig Personal beklagen die Kitas insbesondere auch Defizite in der digitalen Ausstattung.

Wie Bertelsmann- Stiftungsvorstand Jörg Dräger berichtete, besuchen in den ostdeutschen Bundesländern dem aktuellen „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ zufolge 53 Prozent der unter Dreijährigen eine Kita oder Kindertagespflege. Im Westen sind es lediglich 31 Prozent.

Hingegen bieten die westdeutschen Einrichtungen mit einem Personalschlüssel von einer vollzeitbeschäftigten Kita-Fachkraft zu 3,5 ganztagsbetreuten Krippenkindern eine höhere Qualität. In den neuen Bundesländern beträgt das Verhältnis demnach 1 zu 5,5. Kindgerecht wäre nach wissenschaftlichen Empfehlungen ein Personalschlüssel von 1 zu 3, wie die Bertelsmann Stiftung erklärte. Diese Personalausstattung und zugleich ausreichend Plätze in allen Kitas seien in diesem Jahrzehnt nicht mehr zu realisieren. Dafür fehlten bis 2030 mehr als 230.000 Fachkräfte.

In Westdeutschland sei in Hamburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein das Personal vorhanden, um genug U3-Kita-Plätze anzubieten, hieß es. In den anderen westlichen Bundesländern könne der Bedarf jedoch nicht ohne zusätzliche Ausbildungskapazitäten und Anstellungen gedeckt werden.

Stiftungsvorstand Dräger erklärte, von zentraler Bedeutung sei es, dass sich der Bund beim Qualitätsausbau der Kitas weiter finanziell engagiere. Die Zahlungen an die Länder auf Grundlage des „Gute-Kita-Gesetzes“ müssten über 2022 hinaus weiter fließen. Sie sollten in erster Linie verwendet werden, um neue Fachkräfte zu gewinnen und zu qualifizieren sowie Personal- und Leitungsausstattungen der Kitas zu verbessern.

Grundlage des jährlich aktualisierten Ländermonitorings sind den Angaben zufolge Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik und weiteren amtlichen Statistiken. Die Daten wurden mit Stand 1. März 2020 erhoben.