NRW-Innenminister erwartet keine Fluchtwelle aus Afghanistan

NRW-Innenminister erwartet keine Fluchtwelle aus Afghanistan

Düsseldorf (epd). Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul rechnet nicht mit einer Fluchtwelle aus Afghanistan nach Europa. „Ich glaube eher, dass es schwierig wird, alle gefährdeten Menschen aus dem Land herauszuholen“, sagte der CDU-Politiker der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag). „Eine große Fluchtwelle erwarte ich nach heutigem Stand nicht.“ Die von NRW zur Verfügung gestellten 1.800 Plätze für Menschen aus Afghanistan reichen nach Einschätzung von Reul zunächst aus. Er vermute, dass nicht viel mehr kommen würden, „weil die Menschen schlicht nicht rauskommen“. Außerdem gebe es nur „ein äußerst kurzes Zeitfenster, in dem wir das organisieren können“. Wenn die Amerikaner erst einmal komplett abgezogen seien, „dann ist der Spielraum für Verhandlung mit den Taliban sehr klein“.

Mit Blick auf die Terrorgefahr durch den Umsturz der Taliban erklärte Reul: „Die Taliban sind nicht Al-Qaida oder der IS. Sie haben bisher keine internationale Agenda.“ Es zeichne sich derzeit auch keine Reisewelle von europäischen Dschihadisten nach Afghanistan ab. Krisenherde spielten jedoch natürlich immer eine Rolle für die internationale Sicherheit.

Über die Vorgänge in Afghanistan äußerte sich Reul beschämt: „Ich habe in meinem ganzen politischen Leben noch nicht erlebt, dass sich der Westen derart schuldig gemacht hat.“ Was da angerichtet worden sei, „ist nicht zu verstehen“. Abgesehen von der Frage, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Zielen man nach Afghanistan gegangen sei, „muss man einen Abzug doch entsprechend vorbereiten und umsetzen.“