Afghanistan: Merkel will mit UN-Flüchtlingskommissar über Hilfe reden

Afghanistan: Merkel will mit UN-Flüchtlingskommissar über Hilfe reden

Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will sich noch am Dienstag mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) über mögliche Hilfe für Flüchtlinge aus Afghanistan austauschen. Die Regierungschefin sagte am Dienstag in Berlin, dass ein Gespräch mit UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi geplant sei. Laut Merkel soll es vorrangig um Unterstützung in der Region gehen. „Bevor man über Kontingente spricht, muss man erstmal über sichere Möglichkeiten für Flüchtlinge in der Nachbarschaft von Afghanistan reden“, sagte sie.

In einem zweiten Schritt könne man darüber nachdenken, „ob besonders betroffene Personen kontrolliert und auch unterstützt nach Europa und in die europäischen Länder kommen“, ergänzte die Kanzlerin. Eine gemeinsame europäische Position sei dabei nicht einfach. „Es ist eine Schwachstelle unserer Europäischen Union, dass wir keine gemeinsame Asylpolitik bis heute geschafft haben“, sagte Merkel. Als die Kanzlerin 2015 die Weiterreise syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge nach Deutschland befürwortete, hoffte sie auch auf Unterstützung anderer europäischer Staaten. Insbesondere osteuropäische Länder lehnen es aber bis heute ab, freiwillig mehr Flüchtlinge aufzunehmen.

Nach einem Treffen mit der estnischen Ministerpräsidentin Kaja Kallas verwies Merkel zudem erneut auf die schwierige Lage in Kabul, wo die Bundeswehr derzeit versucht, Deutsche, Ortskräfte und weitere Helfer deutscher Organisationen auszufliegen. Zudem verteidigte sie die Entscheidung, die Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan nach der erneuten Machtübernahme der Taliban auszusetzen. Unter diesen Umständen könne man keine Entwicklungshilfe machen, sagte Merkel.

Laut UNHCR haben allein in diesem Jahr Gewalt und die schlechte Sicherheitslage 550.000 Menschen zur Flucht innerhalb des Landes gezwungen - mehr als zwei Drittel von ihnen allein seit Anfang Mai. Die meisten davon seien Frauen und Kinder. Wie viele Menschen nach der Kontrollübernahme der Taliban das Land verlassen haben oder aktuell versuchen zu fliehen, ist nicht beziffert.