Sacharow-Preisträger Kowaljow gestorben

Sacharow-Preisträger Kowaljow gestorben

Nürnberg (epd). Der Sacharow-Preisträger Sergej Kowaljow ist tot. Der erste Träger des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises starb im Alter von 91 Jahren, wie die Stadt Nürnberg am Montagabend mitteilte.

Der studierte Biologe Kowaljow war seit den 1950er Jahren einer der Anführer der Demokratiebewegung in der früheren Sowjetunion. Er beteiligte sich 1969 an der Gründung der ersten Menschenrechtsorganisation in der Sowjetunion, dokumentierte Verletzungen der Menschenrechte und prangerte sie öffentlich an, wie es in der Mitteilung hieß. 1970 verlor Kowaljow seine Anstellung in einem Forschungslabor. Wegen „antisowjetischer Agitation und Propaganda“ wurde er zu sieben Jahren Gefängnis und drei Jahren Lagerhaft verurteilt.

Nach dem Ende der Sowjetunion wurde er 1994 Vorsitzender der Menschenrechtskommission unter Präsident Boris Jelzin und arbeitete die neue russische Verfassung mit aus. Wegen des militärischen Vorgehens Russlands gegen die abtrünnige Kaukasus-Republik Tschetschenien wurde Kowaljow aber den Angaben nach zum Kritiker des Präsidenten. Den Nürnberger Menschenrechtspreis für sein Engagement gegen den Tschetschenien-Krieg erhielt der Bürgerrechtler 1995.

Kowaljow war lange Vorsitzender der russischen Bürgerrechtsbewegung „Memorial“, die sich unter anderem der historischen Aufarbeitung der Repressionen in der Sowjet-Ära sowie Menschenrechtsfragen widmet, wie es weiter hieß. Dafür wurde er im Jahr 2009 mit dem Sacharow-Preis des EU-Parlaments ausgezeichnet. Er erhielt außerdem im Jahr 2000 den Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg.