Schuster: Antisemitismus-Aufklärung schon im Kindergarten

Schuster: Antisemitismus-Aufklärung schon im Kindergarten

Lübeck (epd). Die Aufklärung gegen Antisemitismus sollte nach den Worten von Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, schon im Kindergarten beginnen. Gegen Vorurteile gegenüber Juden könne man schon sehr früh etwas unternehmen, sagte Schuster den „Lübecker Nachrichten“ (Sonntag). „Aktivitäten im Vorschul- und Schulalter halte ich für ganz wichtig.“

Die Ursachen für Antisemitismus sieht Schuster nicht nur in Unwissenheit, sondern auch in einem „tradierten Antisemitismus“. Die beiden christlichen Kirchen hätten über Jahrhunderte hinweg antijüdische Vorurteile gepredigt. Auch wenn sie ihr Fehlverhalten mittlerweile deutlich gemacht hätten, sei das Bild auch nach der NS-Zeit durch die Generationen weitergegeben worden.

Antisemitismus werde aktuell auch dadurch verstärkt, dass die AfD die deutsche Erinnerungskultur in Frage stelle oder das Holocaust-Mahnmal in Berlin verunglimpfe, sagte Schuster. Er gehe aber nicht davon aus, dass der Antisemitismus in Deutschland in den letzten Jahren gewachsen sei. Es gebe zahlreiche Untersuchungen, wonach etwa 20 Prozent der Bevölkerung antijüdische Vorurteile hätten. Diese Zahl habe sich seit Jahren nicht verändert. „Aber man traut sich heute zu sagen, was man sich lange Zeit nicht getraut hat.“ Auf Worte folgten dann häufig Taten.

Schuster kritisierte, dass zu viele Gerichtsverfahren mit antisemitischem Hintergrund eingestellt würden. Er habe das Gefühl, dass bei antisemitischen Vorfällen in der Justiz „eine gewisse Sehschwäche auf dem rechten Auge herrscht“.

In Lübeck wird am Donnerstag die Carlebach-Synogoge nach jahrelanger Sanierung wiedereröffnet.