Äthiopien: UN-Nothilfekoordinator fordert Ende der Gewalt in Tigray

Äthiopien: UN-Nothilfekoordinator fordert Ende der Gewalt in Tigray
Zerstörte Schulen und Kliniken, "entsetzliche Gewalt" gegen die Bevölkerung: Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths verlangt ein Ende des Konflikts in der äthiopischen Region. Derweil müssen zwei Hilfsorganisationen ihre Arbeit dort einstellen.

Genf, Oslo (epd). Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths hat ein Ende der Gewalt in der äthiopischen Region Tigray gefordert. Das menschliche Leiden und die Verwüstungen in Tigray seien schockierend, sagte Griffiths laut einer UN-Mitteilung vom Mittwoch in Addis Abeba. Zugleich erschwert die äthiopische Regierung die Arbeit von Hilfsorganisationen in der Region immer weiter.

Nach einem sechstägigen Besuch in Äthiopien beklagte der UN-Nothilfekoordinator, Zivilisten und Zivilistinnen müssten in Tigray entsetzliche Gewalt erdulden. Schulen, Krankenhäuser, Bewässerungssysteme und andere Infrastruktureinrichtungen seien systematisch zerstört worden. Die Kämpfe zwischen Truppen der Zentralregierung in Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) griffen nun auf die Regionen Amhara and Afar über.

Der UN-Nothilfekoordinator teilte mit, dass in Tigray 5,2 Millionen Menschen, das entspricht 90 Prozent der Bevölkerung, zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen seien. Er verlangte den ungehinderten Zugang zu den notleidenden Menschen.

Griffiths traf Opfer des Konflikts in Tigray und wurde von Ministerpräsident Abiy Ahmed empfangen. Der Konflikt begann im November 2020. Allen Konfliktparteien werden schwere Kriegsverbrechen vorgeworfen, etwa Erschießungen von Zivilisten und der Einsatz von sexueller Gewalt. Hilfsorganisationen kritisieren immer wieder, dass ihre Arbeit in Tigray behindert wird und humanitäre Hilfe nicht in die umkämpfte Region gelangt.

Nun müssen der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) und die niederländische Sektion von Ärzte ohne Grenzen ihre Arbeit in Äthiopien auf Betreiben der Regierung vorübergehend einstellen. Die Behörden hätten den Schritt mit der öffentlichen Kommunikation und Bedenken bei der Einhaltung „bestimmter Regeln und Vorschriften“ begründet, erklärte der Norwegische Flüchtlingsrat in Oslo. Die Hilfsorganisation unterhält nach eigenen Angaben Hilfsprojekte in sechs Regionen und ist auch in Tigray aktiv.

Ärzte ohne Grenzen teilte mit, die äthiopische Regierung habe alle Aktivitäten der niederländischen Sektion in den Regionen Tigray, Gambella, Amhara und Somali für drei Monate verboten. Die anderen Ländersektionen seien davon vorerst nicht betroffen. Ärzte ohne Grenzen warnte vor den Folgen einer Einstellung der Projekte für die notleidenden Menschen. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung sei ohnehin schon stark eingeschränkt. Ende Juni waren drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Tigray getötet worden.