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Christentum verteidigen
Liebe deinen Nächsten mehr als die Nation
Glaube, Hoffnung, Liebe - diese drei Worte des Apostels Paulus bilden seit fast 2.000 Jahren das Herz des Christentums. Doch wenn ein Politiker sie auf einem Parteitag zitiert, bekommen sie plötzlich einen anderen Klang.
Ende September hat der österreichische FPÖ-Chef Herbert Kickl sie in einer Parteitagsrede bemüht – nicht als Bekenntnis des Glaubens, sondern als politische Parole. Er wolle der Bevölkerung, insbesondere Älteren, Kindern und Leistungsträgern, "Glaube, Hoffnung und Liebe" zurückgeben. Gleichzeitig sprach er davon, Grenzen zu schließen und die Festung Österreich zu verteidigen. Damit deutete er die paulinische Trias um: Glaube wurde zum Glauben an die eigene Nation, Hoffnung zur Hoffnung auf ein starkes, abgeschottetes Österreich, Liebe zur Liebe zur Heimat, die Abgrenzung rechtfertigt.
Kickl sprach von einer "Totalumkehr", forderte "Asylstopp und Remigration" und erklärte es zur "Sünde", wenn eine Regierung "das eigene Land nicht liebt". So wurde aus der universalen Botschaft christlicher Nächstenliebe eine exklusive Selbstliebe – das Evangelium verkehrte sich in nationale Selbstvergewisserung. Und es war bei weitem nicht das erste Mal, dass die Bibel von Kickl und seiner Partei parteipolitisch vereinnahmt wurde. Kirchliche Stimmen reagierten zu Recht alarmiert.

