Berlin (epd). Ein Jahr nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut hat Außenminister Heiko Maas (SPD) die Politik im Libanon scharf kritisiert. „Noch immer gibt es keinerlei Fortschritte bei der Regierungsbildung oder bei der Umsetzung der dringend benötigten Reformen“, erklärte Maas am Mittwoch in Berlin: „Angesichts der sich dramatisch verschlechternden wirtschaftlichen Lage ist dies unverantwortlich.“
Am 4. August 2020 war es auf dem Hafengelände von Beirut zu einer gewaltigen Detonation gekommen, die das Zentrum der Stadt verwüstete. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben. Grund für die Explosion waren 2.700 Tonnen Ammoniumnitrat, die jahrelang offenbar mit dem Wissen von Regierungsmitgliedern ungesichert im Hafen gelagert wurden.
Ein Jahr danach bleibe das Ausmaß der Zerstörung verheerend und die Hintergründe dieser Katastrophe seien weiter ungeklärt, erklärte Maas. Die Lage habe sich für viele Betroffene kaum verbessert: „Menschen wissen nicht mehr, wie sie ihre Familien ernähren sollen.“ Es sei richtig, „dass wir innerhalb der Europäischen Union die Einrichtung eines Sanktionsregimes für Libanon beschlossen haben, um den Druck auf die politischen Entscheidungsträger aufrechtzuerhalten“.
„Die Libanesinnen und Libanesen, die unter dieser Situation leiden, lassen wir indes nicht allein“, versicherte Maas. Deutschland sei der zweitgrößte bilateraler Geber und werde sich weiter vor allem bei der humanitären Hilfe, der sozialen Basisdienstleistungen und der Unterstützung der Zivilgesellschaft im Libanon engagieren.