Polizeieinsatz gegen Pilger soll aufgearbeitet werden

Polizeieinsatz gegen Pilger soll aufgearbeitet werden
Das Vorgehen der nordrhein-westfälischen Polizei gegen einen Pilgerweg für die Bewahrung der Schöpfung hat Irritationen bei der Kirche ausgelöst. Der Einsatz soll aufgearbeitet werden.

Düsseldorf, Hamm (epd). Der rheinische Präses Thorsten Latzel hat den nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU) um eine Klärung der Vorfälle bei einem Polizeieinsatz gegen eine Pilgergruppe gebeten. Der Minister habe die Klärung zugesagt, sagte ein Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland am Montag in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Polizeikräfte hatten am Freitag in Hamm den „Kreuzweg für die Schöpfung“ gestoppt, weil es sich um eine nicht angemeldete politische Veranstaltung gehalten habe. Das Innenministerium erklärte, Minister Reul habe sich „sofort gekümmert“. Die Polizei kündigte eine interne Nachbereitung des Einsatzes an.

Die Organisatoren des Kreuzwegs hatten kritisiert, die Polizei sei „mit völlig unangemessener Härte“ gegen die Pilgerinnen und Pilger vorgegangen. Unter anderem seien Polizisten mit gezogenem Schlagstock auf die Menschen zugegangen, andere hätten Pfeffersprayer auf sie gerichtet. Die Polizei Hamm teilte dem epd am Montag mit, einige Beamte hätten zeitweise diese Mittel „aus Eigensicherungsgründen“ bereitgehalten, sie aber nicht eingesetzt.

Zu dem Vorwurf, eine ältere Pilgerin sei zu Boden gestoßen und am Kopf verletzt worden, erklärte die Polizei, Teilnehmer hätten sich den Einsatzkräften in den Weg gestellt, als die Identität eines 26-Jährigen festgestellt und sein Smartphone sichergestellt werden sollte. Der Mann stehe im Verdacht, ein Gespräch der Beamten unerlaubt aufgezeichnet zu haben. Nach wiederholter Zwangsandrohung seien vier Personen von den Beamten zur Seite gestoßen worden, wobei zwei zu Fall kamen. Diese hätten es aber abgelehnt, dass die Polizei einen Rettungswagen ruft. Die Organisatoren des Pilgerwegs hatten den Beamten vorgeworfen, ihrerseits zum Alarmieren eines Krankenwagens nicht bereit gewesen zu sein.

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben den Pilgerzug wegen der mitgeführten Transparente als „nicht angemeldete Versammlung“ eingestuft. Dabei sei es um die umweltpolitischen Botschaften wie „Atomkraft - nein danke“ und „Stoppt Braunkohle“ gegangen. Man habe die Gruppe nicht auflösen, sondern „in den rechtlichen Rahmen einer Versammlung“ einordnen wollen, was diese jedoch unter Berufung auf die Ausübung der Religionsfreiheit abgelehnt habe.

Nach der Kontrolle konnte die Gruppe nach eigenen Angaben den Weg fortsetzen. Das sei das Ergebnis des Einsatzes von Minister Reul gewesen, erklärte das Innenministerium.

Die Organisatoren erklärten, die Pilger hätten auf ihrem weiteren Weg nur noch explizit religiöse Transparente zeigen dürfen, nicht jedoch ein Banner mit einem Zitat von Papst Franziskus „Diese Wirtschaft tötet“ und ein Hungertuch von Misereor, das den gebrochenen Fuß eines in Santiago de Chile von Angehörigen der Staatsgewalt verletzten Demonstranten zeigt. Dem widersprach die Polizei: Das Tragen dieser beiden Banner „mit nicht eindeutig politischen Inhalten“ sei „zu keinem Zeitpunkt beanstandet“ worden.

Nach Angaben der Evangelischen Kirche im Rheinland hat der „Kreuzweg für die Schöpfung“ eine mehr als 30-jährige Tradition. Christinnen und Christen setzten sich aus ihrem Glauben heraus für die Bewahrung der Schöpfung ein. Der von kirchlichen und Umweltinitiativen organisierte rund 500 Kilometer lange Kreuzweg war am 4. Juli am verhinderten Atommüllendlager im niedersächsischen Gorleben gestartet und soll bis zum 1. August nach Erkelenz-Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler II führen.