Landesregierungen schicken zusätzliche Impfdosen in Unwetter-Regionen

Landesregierungen schicken zusätzliche Impfdosen in Unwetter-Regionen
Ein Impfbus fährt das Ahrtal ab, NRW will kurzfristig beim Aufbau mobiler Impfstrukturen helfen. Wenn sich die Menschen in Notunterkünften mit Corona ansteckten, belaste das die "angespannten Strukturen" zusätzlich, sagt Gesundheitsminister Laumann.

Düsseldorf, Mainz (epd). Aus Sorge über eine Ausbreitung von Coronavirus-Infektionen in den Unwettergebieten stellen die betroffenen Bundesländer zusätzliche Impfdosen bereit. Rheinland-Pfalz schickt ein mobiles Impfteam ins Ahrtal. Ein Bus solle die von der Flutkatastrophe betroffenen Orte abfahren, teilte das Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium erklärte auf epd-Anfrage, es werde „dem lokalen Bedarf entsprechend Impfstoff der Firmen Johnson & Johnson, Biontech und Moderna“ zur Verfügung stellen.

„Da, wo zudem Hilfe beim Impfen oder Aufbau der mobilen Impfstrukturen nötig ist, werden wir kurzfristig Unterstützung organisieren“, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Das Ministerium stehe dazu in Kontakt mit den betroffenen Kreisen. Er habe Verständnis dafür, dass die Menschen in den Katastrophengebieten andere Sorgen hätten, als das Coronavirus, versicherte Laumann: „Wenn sich die Menschen nun aber insbesondere in den Notunterkünften gegenseitig anstecken, belastet das die angespannten Strukturen vor Ort zusätzlich.“

Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium erklärte, vor Ort seien Impfungen ohne Voranmeldung mit den Vakzinen von Biontech sowie Johnson & Johnson möglich. Auch kostenlose Schnelltests werden angeboten. Aktuell habe die Beseitigung der Flutfolgen und die Versorgung der Betroffenen oberste Priorität, betonte ein Ministeriumssprecher. Dennoch wolle das Land verhindern, dass sich die Pandemie bei den Hilfseinsätzen oder in den Notunterkünften wieder schneller ausbreite. Zuerst hatte das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ darüber berichtet.

Bislang gibt es in dem von dem Unwetter besonders betroffenen Landkreis Ahrweiler nur wenige offiziell bestätigte Neuinfektionen, der Inzidenzwert lag am Montag bei 3,8 und damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Das Landesimpfzentrum für den Kreis war in der Unwetternacht so schwer beschädigt worden, dass es dauerhaft geschlossen werden musste. Zahlreiche Arztpraxen in der Region wurden ebenfalls zerstört.

Angesichts bundesweit steigender Corona-Infektionszahlen warnte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach davor, Flutopfer in Sammelunterkünften unterzubringen. „Massenunterkünfte sind eine Gefahr für die Menschen, denn dort herrscht ein hohes Corona-Ansteckungsrisiko“, sagt er den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Dienstag, online). „Die Flutopfer in den Katastrophengebieten müssen stattdessen in Hotels und Einzelunterkünften untergebracht werden.“ Zudem forderte Lauterbach, alle Helfer mit hochwertigen FFP2-Schutzmasken auszustatten.