Seelsorger: Perspektiven geben den Menschen Halt

Seelsorger: Perspektiven geben den Menschen Halt
19.07.2021
epd
epd-Gespräch: Brigitte Bitto

Berchtesgaden (epd). Der Traunsteiner Dekan und ehemalige Seelsorgereferent Peter Bertram hält ein schlichtes „Das wird schon wieder“ als Trost für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe für unangemessen. Wer gerade seine Existenz habe den Hang hinunterschwimmen sehen, werde solche, wenn auch gut gemeinten Vertröstungsworte nicht spüren können, sagte er am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Wochenende war der Südosten Bayerns und insbesondere das Berchtesgadener Land von heftigem Starkregen und Unwetter getroffen worden.

Viele Menschen in Berchtesgaden hätten ihre Häuser selbst gebaut. Da seien ganze Lebenswerke verloren, berichtete Bertram. Außerdem gebe es in der beliebten Touristenregion viele Beherbergungsbetriebe, so dass durch die Unwetterschäden Existenzen auf dem Spiel stünden.

So richtig fassen, was geschehen ist, könnten die meisten Menschen das aktuell noch nicht, sagte der Seelsorger. Derzeit sei vor allem die Stunde der vielen Helfer. Die Zeit der Seelsorge komme erst, „wenn der Schlamm von den Straßen wieder weg ist“, sagte Bertram. Dafür habe man eine hohe Wachsamkeit und werde da sein, wo man gebraucht werde.

Es gelte dann zunächst, die schlimmen Situationen auszuhalten, seien es die Ohnmacht oder die Wut auf eine verfehlte Klimapolitik oder auf eine falsche Bauart. Wichtig sei auch, dass Zusagen langfristiger Unterstützung von Politikern, Kommunen und Versicherungen eingehalten werden, um den Betroffenen wieder eine Perspektive zu ermöglichen.

Insgesamt habe das Unwetter im Flächendekanat Traunstein vor allem die Kirchengemeinde Berchtesgaden getroffen. Jedoch habe es glücklicherweise keine unterspülten Kirchen oder andere größere Schäden an Gemeindehäusern gegeben, sagte Bertram, bis auf ein paar feuchte Keller, die aber in dieser Gegend nichts Ungewöhnliches seien.