Suchtforscher kritisieren deutsche Alkohol- und Tabakkontrollpolitik

Suchtforscher kritisieren deutsche Alkohol- und Tabakkontrollpolitik

Berlin (epd). Suchtforscher haben der Bundesregierung Versagen bei der Alkohol- und Tabakprävention vorgeworfen. Sowohl in Bezug auf die Alkohol- als auch auf die Tabakkontrollpolitik habe Deutschland eine sehr industriefreundliche und wenig gesundheitspolitische Ausrichtung, heißt es in dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten 8. Alternativen Drogen- und Suchtbericht. Die gesundheitlichen und sozialen Kosten, die die Gesellschaft dafür zahlen müsse, seien sehr hoch. Herausgeber des Berichts ist der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik akzept e.V..

Viele Möglichkeiten wie eine sehr viel höhere Alkoholsteuer blieben ungenutzt, um gesellschaftliche und soziale Schäden abzuwenden. Alkoholbezogene Unfälle, Gewalttaten, sexuelle Übergriffe und ähnliches gehörten mit Abstand zu den größten mit psychoaktiven Substanzen assoziierten Risiken im öffentlichen Raum.

Ähnlich verhalte es sich mit dem Tabakkonsum, dessen Folgen die Gesellschaft jährlich 97 Milliarden Euro kosteten. 127.000 Menschen seien 2020 wegen Rauchens gestorben, 450.000 mussten in Krankenhäusern behandelt werden.

Während die Prävention bei den legalen Drogen auf sehr niedrigem Niveau stagniere, drehe sich die Kriminalisierungsspirale bei illegalen Substanzen ungebremst weiter, wird in dem Bericht kritisiert. Mit 365.753 polizeilichen Ermittlungsverfahren seien noch nie so viele sogenannte Rauschgiftdelikte in einem Jahr registriert worden wie 2020. Ganz überwiegend (80 Prozent) sei es dabei lediglich um Eigenbedarf gegangen.