Beauftragter Grübel warnt vor Einschnitten für jüdisches Brauchtum

Beauftragter Grübel warnt vor Einschnitten für jüdisches Brauchtum

Berlin (epd). Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), hat vor Einschränkungen für jüdische Rituale in Deutschland gewarnt. Antisemitismus sei ein aktuelles Thema, dessen Wurzeln tief in die Geschichte reichten, sagte Grübel am Donnerstag bei einer Tagung in Berlin. Er verwies unter anderem auf die historische Haltung der Christen zu Juden von den Kreuzzügen bis zu den judenfeindlichen Ansichten Martin Luthers. Fußend auf solchen Wurzeln und Verschwörungserzählungen gebe es bis heute Angriffe auf Juden und ihr Brauchtum. „Und das können wir nicht hinnehmen“, sagte er.

Grübel äußerte sich bei einer Tagung seines Amts in Kooperation mit der Evangelischen Akademie zu Berlin. Experten diskutierten dort anlässlich des Festjahres zu 1.700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland über praktische Fragen der Religionsfreiheit. Konkret ging es um das Schächten von Tieren und die Beschneidung von Jungen. Beides hat für Juden und Muslime zentrale religiöse Bedeutung.

Der frühere Generalsekretär des Zentralrats der Juden und Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, erinnerte an die Beschneidungsdebatte in Deutschland im Jahr 2012. Ausgehend vom Strafurteil eines Gerichts wurde damals um eine zuletzt auch beschlossene gesetzliche Regelung gerungen, die Beschneidungen aus religiösen Gründen weiter ermöglichen sollte. In der Debatte waren Juden in Deutschland auch mit antisemitischen Angriffen konfrontiert.

Der Rabbiner der Kultusgemeinde Wien, Schlomo Hofmeister, sagte, ihm mache Sorge, dass es europäischen Ländern immer wieder um Gesetze gehe, die das Schächten - Voraussetzung für koscheres Fleisch - und Beschneidungen einschränken. Damit würde man jüdisches Leben praktisch unmöglich machen. „Außerhalb der Gesetzesordnung kann es kein jüdisches Leben geben“, sagte er. Er verwies auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das den EU-Staaten ein Verbot oder Einschränkungen für das Schächten ermöglichen, und appellierte an die Länder, die Möglichkeit für die Form des Schlachtens beizubehalten.