Herbe Rückschläge bei weltweiter Hungerbekämpfung

Herbe Rückschläge bei weltweiter Hungerbekämpfung

Berlin (epd). Die Corona-Pandemie hat nach Angaben der Welthungerhilfe in vielen Krisenregionen zur Rückkehr von Hungersnöten geführt. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen müssten 690 Millionen Menschen weltweit hungern, warnte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, bei der Vorstellung des Jahresberichtes am Mittwoch in Berlin. Das seien knapp neun Prozent der Weltbevölkerung oder etwa jeder elfte Mensch. Bei 155 Millionen Menschen sei der Hunger lebensbedrohlich.

In vielen Projektländern der Hilfsorganisation habe sich die Lage der Menschen durch die Pandemie dramatisch verschärft. Corona sei zum Hungervirus mutiert, und insbesondere Frauen und Kinder litten am stärksten unter den Folgen, sagte Thieme.

Die aktuellen Berichte aus den Projektländern seien alarmierend, sagte auch der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge. Die Nahrungsmittelpreise stiegen enorm an, die wirtschaftliche Entwicklung sei durch die Lockdowns und Unterbrechung der Handelswege um Jahre zurückgeworfen worden, und viele Familien hätten sich hoch verschuldet. „In vielen Ländern kämpfen die Menschen mit den Auswirkungen von verschiedenen, sich überlagernden Krisen und Hunger wird in Kriegsgebieten zunehmend als Waffe eingesetzt“, sagte Mogge.

Auch der Klimawandel gefährde in Afrika die Existenzen der Familien, sagte Thieme. In Madagaskar hätten Dürren und in Ostafrika Jahrhundertfluten Ackerland und Viehherden und damit die Lebensgrundlage der Kleinbauern und -bäuerinnen zerstört. „Die Menschen haben keinerlei Reserven mehr“, warnte sie.