Experten: Trauernde Geschwister fallen durchs "Aufmerksamkeitsraster"

Experten: Trauernde Geschwister fallen durchs "Aufmerksamkeitsraster"

Gerolfingen, Berlin (epd). Trauernde Geschwister fallen nach Ansicht der Trauerbegleiterin Stefanie Leister gesellschaftlich oft durchs „Aufmerksamkeitsraster“. Jeder finde im Umkreis von 25 Kilometern um seinen Wohnort mindestens eine Selbsthilfegruppe für trauernde Eltern, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doch selbst bei einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern gebe es in den meisten Regionen keine solche Gruppe für junge erwachsene Geschwister, die über den Verlust ihres Bruders oder ihrer Schwester trauern.

Dies habe „mehrere Gründe“, sagte Jan-Tobias Fischer, der zusammen mit Leister seit mehreren Jahren Trauer-Seminare für junge erwachsene Geschwister anbietet. Ab dem jungen Erwachsenenalter von 17 oder 18 Jahren sehe man die überlebenden Geschwister oft eben „nicht mehr als betroffene Geschwister, sondern als junge Erwachsene, die jetzt für ihre trauernden Eltern da sein sollen“, sagte Fischer. Viele dächten auch selbst, sie müssten nun stark und für ihre Eltern da sein.

Wichtig sei es, auch für überlebende Geschwister da zu sein - egal ob man nun bester Freund, Patenonkel oder auch Lehrer ist. Entscheidend sei dabei das „Wie“, betont Trauerbegleiterin Leister: „Am besten ist es, offen und aufmerksam zu fragen - und zuzuhören.“ Ebenfalls hilfreich könne es sein, selbst mal zu gucken, was dem Betroffenen helfen könnte. Also zum Beispiel „nach Selbsthilfegruppen zu suchen, mal einen Flyer mitzubringen“, erläuterte die Trauer-Expertin: „Als Angebot - nie mit dem erhobenen Zeigefinger.“