Expertentagung: Ende des Schreckens bei Corona in Sicht

Expertentagung: Ende des Schreckens bei Corona in Sicht
In der Corona-Krise sehen Gesundheitsexperten einen kräftigen Silberstreif am Horizont, jedoch noch keine Entwarnung. Zuversicht und Vorsicht müssten die Devise sein, sagte Gesundheitsminister Spahn in der Evangelischen Akademie Tutzing.

Tutzing (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach haben sich zuversichtlich über ein weiteres Abklingen der Corona-Pandemie geäußert. Voraussichtlich werde es nur noch eine kleine Corona-Welle geben, bei der sich die aggressivere Delta-Variante durchsetzen werde, sagten beide am Samstag bei einer Online-Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing. Spahn sagte, er gehe davon aus, dass auch diese Mutation durch niedrige Inzidenz-Werte eingedämmt werden könne. Denn bei einer geringen Größenordnung könnten die Infektionsketten durchbrochen werden.

Für die Schulen mahnte der Gesundheitsminister weiterhin zur Vorsicht. Denn diese könnten Drehscheiben für die Viren hinein in andere Haushalte sein, sagte er bei der Tagung des Politischen Clubs der Akademie. Auch nach den Sommerferien sollten die deshalb Schülerinnen und Schüler noch Masken im Unterricht tragen.

Eine Konsequenz aus der Corona-Krise müssten ein Ausbau der Digitalisierung im Gesundheitswesen und eine bessere Bevorratung mit nötigen medizinischen Hilfsmitteln sein, sagte Spahn. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen und in der Verwaltung sei vor der Pandemie auf dem Stand der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gewesen, immerhin seien inzwischen die Faxgeräte aus den Gesundheitsämtern verschwunden. Ein neues digitales Intensivregister mache einen schnellen Überblick möglich, wie viele Intensivbetten jeweils zur Verfügung stehen. Es fehle jedoch immer noch ein Kommunikationskanal des Bundes, mit dem alle Bürgerinnen und Bürger rasch und einfach informiert werden können, betonte er. Deshalb hätten noch Coupons für Masken verschickt werden müssen - mit einem aufgedruckten Bundesadler als Fälschungsschutz.

Lauterbach erklärte bei dem Expertenaustausch zum Thema „Nach Corona? Eine Zwischenbilanz in den Zeiten der Pandemie“, der große Schrecken werde in diesem Sommer enden, und ein normales Leben werde wieder möglich sein. Allerdings müssten jetzt dringend Kinder und Jugendliche geimpft werden. Denn es sei zu erwarten, dass es immerhin bei einem Prozent der infizierten Kinder zu einem schwere Krankheitsverlauf mit einer notwendigen Behandlung im Krankenhaus komme. Außerdem seien Ausbrüche der Pandemie in den Schulen zu befürchten, erklärte er.

Der SPD-Gesundheitsexperte warnte zudem vor möglichen gravierenden Auswirkungen der Langzeitfolgen von Covid-19. Denn Corona könne kleine Gefäße in Organen wie Lunge und Herz und auch dem Gehirn angreifen, sagte er. Durch diese Vorschädigungen sei eine Zunahme von Herzinfarkten oder Demenz-Erkrankungen zu befürchten.

Der Philosophie-Professor Julian Nida-Rümelin warnte davor, die „gewaltigen Einschnitte“ in die Grundrechte durch die Maßnahmen gegen die Pandemie zu verharmlosen. Diese Einschnitte, die auch die individuelle Würde zum Beispiel von sterbenden Menschen, verletzt hätten, müssten ein „absoluter Ausnahmefall“ bleiben, sagte er. Auch wenn die Entscheidungen unabdingbar gewesen seien, müsse es klare Kriterien geben, nach denen sie wieder aufgehoben würden.