Castillo erklärt sich zum Sieger der Präsidentenwahl in Peru

Castillo erklärt sich zum Sieger der Präsidentenwahl in Peru

Berlin, Lima (epd). In Peru sieht sich der Linkspolitiker Pedro Castillo nach Auszählung aller Stimmen der Wahl von Anfang Juni klar als neuer Präsident des Landes. „Eine neue Zeit hat begonnen“, erklärte er auf Twitter und betonte, seine Regierung werde allen Bürgern verpflichtet sein. Castillo führt nach Angaben der Nationalen Wahlkommission ONPE vom Dienstagabend (Ortszeit) mit einer knappen Mehrheit von rund 44.000 Stimmen vor der Konservativen Keiko Fujimori. Castillo kam demnach auf 50,12 Prozent der Stimmen, seine Konkurrentin auf 49,85 Prozent.

Rund zwei Wochen nach der Stichwahl um das Präsidentenamt war das Ergebnis bislang noch nicht offiziell bestätigt. Fujimori hat Betrugsvorwürfe erhoben und erkennt das Wahlergebnis nicht an. Sie versucht vor Gericht, Ergebnisse aus rund 800 Wahllokalen, in denen Castillo führte, für ungültig erklären zu lassen. Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und der EU erklärten indes, dass es keine gravierenden Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung gegeben habe. Fujimori rief ihre Anhänger laut der Tageszeitung La República" auf, weiter für den Wahlsieg zu kämpfen.

Castillo von der Linkspartei Perú Libre verspricht ein Ende des neoliberalen Wirtschaftsmodells. Er will sämtliche transnationalen Verträge im Bergbau neu verhandeln und den Staat mit 80 Prozent an den Einnahmen beteiligen. Mit dem Geld will er das marode Gesundheitssystem sanieren und die Bildung verbessern. Castillo wuchs selbst in einer kleinbäuerlichen Familie in der Bergregion Cajamarca auf und arbeitete dort jahrelang als Lehrer.

Keiko Fujimori ist die Tochter des früheren autoritären Präsidenten Alberto Fujimori (1990 bis 2000), der eine 25-jährige Haftstrafe wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen verbüßt. Sie gilt als Vertreterin der Elite und trat bereits dreimal bei der Stichwahl um das Präsidentenamt an. Die 46-Jährige ist in den Korruptionsskandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht verwickelt und verbrachte insgesamt 16 Monate in Untersuchungshaft. Unterdessen beantragte die Staatsanwaltschaft in Peru erneut Untersuchungshaft gegen Fujimori, weil sie gegen Bewährungsauflagen verstoßen haben soll. In der kommenden Woche will das Gericht darüber entscheiden.

Peru leidet sehr unter der Corona-Krise. Die Wirtschaft ist stark eingebrochen und die Armut hat sich um bis zu 30 Prozent erhöht.