Wulff: Islamkolleg ist wichtig für gutes Miteinander aller Religionen

Wulff: Islamkolleg ist wichtig für gutes Miteinander aller Religionen
11.06.2021
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Osnabrück (epd). Altbundespräsident Christian Wulff sieht in dem neuen Islamkolleg in Osnabrück zur Ausbildung von Imamen einen wichtigen Baustein für ein stabiles Miteinander von Muslimen, Christen und Juden in Deutschland. Es demonstriere nicht nur an die Adresse der Muslime, dass die Mehrheitsgesellschaft sie als gleichberechtigt anerkenne und auf ihre Bedürfnisse eingehe, sagte Wulff in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bundesregierung, die niedersächsische Landesregierung und alle, die sich seit Jahren dafür engagierten, setzten damit auch ein Zeichen „für ein Deutschland der Vielfalt und der Buntheit religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen“. Das Islamkolleg Deutschland (IKD) wird am Dienstag (15. Juni) eröffnet.

Es sei enorm wichtig, dass muslimische Theologinnen und Theologen für die Gemeindearbeit „jetzt endlich in Deutschland, in deutscher Sprache, auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes, für deutsche islamische Gemeinden unabhängig ausgebildet werden“, betonte der Altbundespräsident, der auch dem Kuratorium des Islamkollegs vorsitzt. Muslime, Christen, Juden, Humanisten und alle anderen Menschen können in einer gemeinsamen, von Respekt und Toleranz getragenen, Kultur zusammenleben. Gerade viele muslimische Jugendliche beklagten, dass Imame, die aus dem Ausland, vor allem aus der Türkei stammten, die deutsche Sprache nicht sprächen und mit der hiesigen Alltagskultur nicht ausreichend vertraut seien.

Wulff, der vor gut zehn Jahren mit dem Satz „Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“ eine heftige Diskussion ausgelöst hatte, lobte auch die Anschubfinanzierung durch Bund und Land von insgesamt rund 5,5 Millionen Euro für fünf Jahre. „Das ist ein weiterer Baustein, ein großer Puzzlestein, der viele Jahre fehlte. Denn wenn wir häufig zu recht Abhängigkeiten vom Ausland beklagen, dann müssen wir uns auch fragen lassen, was wir bisher getan haben, damit Moscheegemeinden bestens in Deutschland ausgebildete Imame einstellen können.“ Langfristig müsse die Finanzierung allerdings über Stiftungen laufen. Und die Muslime selbst sollten ihren Beitrag leisten.

Die Absolventen und Absolventinnen der neuen Ausbildung würden sicher neben ihrer Gemeindearbeit und der Seelsorge auch den Dialog fördern und zum Abbau von Islamfeindlichkeit und von Vorurteilen beitragen, betonte der ehemalige Bundespräsident. „Da, wo das Gespräch stattfindet, ist die Feindseligkeit gegen den Islam und gegen Muslime sehr viel geringer, als dort, wo es keine Moscheen und keine Muslime gibt. Das muss uns für den weiteren Weg der Verständigung Mut machen. Daher ist auch gut, dass das IKD bundesweit tätig sein wird.“

Wulff mahnte die Gläubigen der drei abrahamitischen Weltreligionen, die vielen Gemeinsamkeiten zu betonen und nicht vorrangig nach Unterschieden zu suchen oder die Extreme und die Radikalen ins Zentrum zu stellen. Gemeinsam sei Juden, Christen und Muslimen beispielsweise das Festhalten an Solidarität, Toleranz, Nächstenliebe „und einem verantwortlichen Leben vor Gott, vor Allah, vor Jahwe, und die Bewahrung der Schöpfung“.