Verfassungsschutz: Frauen stabilisieren extremistische Gruppierungen

Verfassungsschutz: Frauen stabilisieren extremistische Gruppierungen

Stuttgart (epd). Nach Ansicht der baden-württembergischen Verfassungsschutzpräsidentin Beate Bube ist die Rolle von Frauen im Extremismus lange Zeit unterschätzt worden. „Dabei nehmen Frauen in extremistischen Organisationen ganz entscheidende Funktionen ein“, sagte Bube laut Mitteilung des Landesamtes für Verfassungsschutz in Stuttgart. Dort wurde am Mittwoch eine Studie mit dem Titel „In zweiter Reihe, an vorderster Front?“ veröffentlicht, die Frauenbilder in vier rechtsextremistischen und islamistischen Gruppierungen untersucht hat.

Frauen stabilisierten das soziale Gefüge der Organisationen und würden dabei helfen, die extremistischen Weltbilder weiterzutragen, lautet ein Fazit der Studie. Ihr Einfluss sei daher nicht zu unterschätzen, sei es als „Lehrerin, Straßenaktivistin oder Kommunalpolitikerin bis hin zur Selbstmordattentäterin“.

Frauen, die sich in ihrer gesellschaftlichen Rolle als Ehefrau oder Mutter abgewertet fühlten, seien für eine Radikalisierung besonders empfänglich. „Sie erfahren, dass ihre Leistung, die in einem früheren Leben unbelohnt blieb, in der neuen Gemeinschaft belohnt wird“, schreiben die wissenschaftlichen Referentinnen Corinna Hillebrand-Brem, Sabine Schupp-Demiriz und Britt Ziolkowski.

Die Autorinnen untersuchten die rechtsextremistische Kleinstpartei „Der III. Weg“, die fremden-und islamfeindliche „Identitäre Bewegung“, die legalistische „Islamische Gemeinschaft Millî Görüş“ sowie die Terrororganisation „Islamischer Staat“. Neben Flyern, Videos und offiziellen Texten werteten sie auch Sekundärliteratur aus. Die Studie solle auch eine Forschungslücke schließen, da der Gender-Aspekt in der vergleichenden Extremismusforschung und in Veröffentlichungen von Sicherheitsbehörden kaum eine Rolle spiele, hieß es.