Diakonie und Caritas: Hartz IV hat keine Zukunft

Diakonie und Caritas: Hartz IV hat keine Zukunft

Berlin (epd). Die kirchlichen Sozialverbände Diakonie und Caritas werben für einen Umbau der sozialen Sicherung in Deutschland. Anlässlich der Bundestagsanhörung zur Grundsicherung am Montag erklärte Diakonievorständin Maria Loheide, Hartz IV habe keine Zukunft. „Aus dem Grundprinzip des 'Fördern und Fordern' hat sich ein System entwickelt, dass die Menschen kontrolliert und sanktioniert.“ Jobcenter wie Hilfesuchende fühlten sich gleichermaßen belastet. Hier müsse ein Umbau erfolgen.

„Wir erwarten von der Politik, dass Respekt und Ermutigung in der Existenzsicherung die Hauptrolle spielen und die Förderung im Vordergrund steht. Kontrolle und Sanktionen müssen überwunden werden“, sagte Loheide. Bessere und unkomplizierte Möglichkeiten des Zuverdienstes seien ebenfalls nötig, um das Hartz-IV-System zu überwinden.

Die Diakonie Deutschland hat nach eigenen Angaben bereits ein Konzept vorgelegt, das drei Säulen umfasst: eine sichere, ausreichende und unbürokratische Existenzsicherung, arbeitsmarktpolitische Anreize und eine flächendeckende Sozialberatung als Teil der allgemeinen Daseinsvorsorge.

„Das Fördern muss, gerade vor dem Hintergrund der Pandemie und ihrer Folgen, viel deutlicher ins Zentrum rücken“, forderte Caritas-Präsident Peter Neher. „Zur Förderung von Langzeitarbeitslosen muss deutlich mehr in Umschulungen und Qualifizierung investiert werden“, sagte der Caritaschef. Anstelle einer möglichst schnellen Vermittlung in teilweise instabile Arbeitsverhältnisse müsse berufliche Qualifizierung Vorrang erhalten.

Arbeitsmarktpolitik müsse zukünftig stärker auf den Erwerb von Berufsabschlüssen, auf Qualifizierung sowie Aus- und Weiterbildung setzen. „Der Digitalisierungsschub durch die Corona-Krise zeigt deutlich, wie schnell Wissen veraltet. Eine gute Grundausbildung und kontinuierliche Fort- und Weiterbildung sind wichtiger denn je“, sagte Neher.