Kolumbien: Weitere Tote bei Protesten

Kolumbien: Weitere Tote bei Protesten

Oaxaca de Juárez, Cali (epd). Bei den jüngsten Protesten in der kolumbianischen Stadt Cali sind 13 Menschen ums Leben gekommen. Bewaffnete Zivilisten hätten auf Demonstrantinnen und Demonstranten geschossen, sagte der Bürgermeister der westlichen Metropole, Jorge Iván Ospina, am Samstag (Ortszeit) laut der lokalen Zeitung „El País“. 36 weitere seien verletzt worden.

Am Freitag hatte es schwere Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und Polizisten gegeben. Dabei wurden mindestens acht Menschen durch Schüsse getötet. Videoaufnahmen zeigen, dass bewaffnete Männer auf die Protestierenden geschossen haben. Polizisten und Soldaten standen dabei tatenlos daneben. Menschenrechtler sprechen davon, dass Sicherheitskräfte in Zivil in die Proteste eingeschleust worden seien.

Seit April protestieren die Menschen in Kolumbien gegen die Regierung. Cali ist dabei eines der Zentren. Obwohl die Proteste zumeist friedlich sind, kommt es immer wieder zu Zusammenstößen. Der konservative Präsident Iván Duque hat nun 7.000 Soldaten in die Millionenstadt verlegt. Über 1.000 Armeeangehörige patrouillieren jetzt dort.

Angaben der Regierung zufolge starben bei den seit Beginn der Proteste 43 Menschen. Das Friedensinstitut Indepaz spricht von 63 Getöteten, für die meisten Opfer sind demnach Sicherheitskräfte verantwortlich. 346 Personen sind laut Indepaz verschwunden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat Präsident Duque am Samstag aufgefordert, den Sicherheitskräften den Schusswaffengebrauch zu verbieten.

Auslöser für die Proteste war eine geplante Steuerreform, mit der Mehrausgaben durch die Corona-Krise ausgeglichen werden sollten. Gewerkschaften und soziale Bewegungen sahen vor allem die Ärmeren dadurch belastet, die Wohlhabenden jedoch nicht. Duque hat das Vorhaben inzwischen zurückgenommen, doch die Demonstrationen gehen weiter.