Ballstädt-Prozess wird am Landgericht Erfurt neu aufgerollt

Ballstädt-Prozess wird am Landgericht Erfurt neu aufgerollt

Erfurt (epd). In einem Saal der Erfurter Messe wird von Montag an der sogenannte Ballstädt-Prozess unter Corona-Bedingungen neu aufgerollt. Vor einer Großen Strafkammer des Erfurter Landgerichts müssen sich elf Angeklagte für den Überfall auf eine Kirmesgesellschaft im Februar 2014 im Landkreis Gotha verantworten. Die in einem ersten Prozess 2017 bereits verhängten Freiheits- und Bewährungsstrafen hatte der Bundesgerichtshof im vergangenen Frühjahr wegen Formfehlern in der schriftlichen Urteilsbegründung wieder kassiert.

Angesetzt sind nach Angaben eines Gerichtssprechers zunächst elf Verhandlungstage bis Anfang Juli. Die Vorsitzende der Kammer, Sabine Rathemacher, rechne allerdings mit einer längeren Verfahrensdauer. Ein neues Urteil könnte so erst im August fallen.

Zuletzt hatten Medienberichte über eine mögliche Abmachung der Staatsanwaltschaft mit den Angeklagten zu großen Irritationen bei den Betroffenen des Überfalls und den Thüringer Opferhilfe- und Beratungsorganisationen ezra und Mobit geführt. Demnach erwägt die Staatsanwaltschaft, bei Geständnissen auf mögliche Freiheitsstrafen zu verzichten. Die Erfurter Initiative „Omas gegen Rechts“ hatten am Freitag fast 45.000 Unterschriften für ihre Petition „Kein Deal mit Nazis“ präsentiert.

Gegen eine Abmachung sprechen auch die Ergebnisse einer Razzia in der rechtsextremen Szene Ende Februar. Dabei wurde auch der einschlägig bekannte Treff der rechten Szene in Ballstädt, das „Gelbe Haus“, durchsucht. Dort sollen die Ermittler auf Hinweise für Drogenhandel und Geldwäsche auch von Angeklagten des Ballstädt-Prozesses gestoßen sein.