Corona: Geteiltes Echo auf Forderung nach Ende des Patentschutzes

Corona: Geteiltes Echo auf Forderung nach Ende des Patentschutzes

Köln (epd). Die Forderung nach einer Freigabe der Patente auf Corona-Impfstoffe wird kontrovers diskutiert. Eine Aufhebung des Patentschutzes würde es auch ärmeren Ländern erlauben, mit der Produktion von Corona-Vakzinen zu starten, sagte die politische Referentin des Hilfswerks „Ärzte ohne Grenzen“, Lara Dovifat, am Freitag im WDR5-„Morgenecho“. Laut einer Untersuchung ihrer Organisation wären „mehr als sieben Produzenten“ in Afrika in der Lage, eine mRNA-Impfstoffproduktion zu beginnen.

Es gehe jetzt darum, die Produktion von Impfstoffen weltweit hochzufahren, betonte Dovifat. Das sei auch deshalb nötig, weil sich immer wieder Varianten des Coronavirus bildeten und möglicherweise „weitere Impfrunden“ nötig seien. „Wir müssen jetzt sicherstellen, dass wir eben in einem halben Jahr nicht wieder da stehen, wo wir jetzt sind“, sagte sie.

Die USA hatten am Mittwoch angekündigt, die Forderung armer Länder nach einer Aussetzung des internationalen Patentschutzes auf Corona-Impfstoffe und -Medikamente bei der Welthandelsorganisation zu unterstützen. Die Europäische Union zeigte sich offen, über entsprechende Schritte zu diskutieren.

In der deutschen Pharmabranche stößt der US-Vorschlag zur zweitweisen Freigabe der Patente auf Corona-Impfstoffe auf Ablehnung. „Die Produktion, die jetzt aufgebaut worden ist und weiter aufgebaut wird, wird ausreichen, um die ganze Weltbevölkerung impfen zu können“, sagte der Präsident des Verbandes der forschender Pharma-Unternehmen, Han Steutel, am Freitag im Deutschlandfunk. Die Unternehmen müssten bei einer möglichen neuen Pandemie die Gewissheit haben, dass ihre Forschung auch bezahlt werde.

Die Industrie habe in der Corona-Pandemie Außerordentliches geleistet, sagte Steutel. „Aber wir wissen alle, dass es nicht auf Knopfdruck geht.“ Das wichtigste sei nun, Exportverbote abzuschaffen. Die Staaten müssten gemeinsam überlegen, wie die Impfstoffe verteilt werden sollten. Steutel kritisierte die Exportverbote der USA für Corona-Impfstoffe, aber auch für Bioreaktoren und Materialien, was die Produktion in Deutschland beeinträchtigt habe.