Umstrittener Gemeindebrief: Landeskirche distanziert sich von Pastor

Umstrittener Gemeindebrief: Landeskirche distanziert sich von Pastor

Hildesheim (epd). Nach kritischen Äußerungen zum dritten Geschlecht distanziert sich die Hannoversche Landeskirche von ihrem Pastor Marcus Piehl. Der Pastor der evangelisch-lutherischen St.-Johannis-Gemeinde in Nordstemmen bei Hildesheim hatte sich in einem Gemeindebrief gegen geschlechtsdiverse Menschen und ihre Lebensmodelle gewandt. Er schrieb, die Ordnung Gottes sehe keine anderen Geschlechter vor als die von Mann und Frau. Menschen, die das anders sähen, müssten mit dem Unmut Gottes rechnen. „Gott ist durchaus auch einer, mit dem nicht zu spaßen ist“, so Piehl.

„Aus Sicht der Landeskirche enthält der Gemeindebriefartikel von Pastor Marcus Piehl grundlegend falsche und gefährliche Positionen. Darüber wird es zeitnah Gespräche mit ihm geben“, sagte Landeskirchensprecher Benjamin Simon-Hinkelmann. Die Landeskirche Hannovers setze sich ohne Ausnahme klar gegen jede Form von Diskriminierung ein. "Wir heißen alle Menschen ohne Ansehen ihres Geschlechts in der Kirche willkommen.”

Piehl, der im Sommer 2016 die Pfarrstelle in Nordstemmen übernahm, hatte in seinem Vorwort zum Gemeindebrief homophobe Gedanken verbreitet und unter anderem jedes Familienbild, das nicht der klassischen Vater-Mutter-Kind-Vorstellung entspricht, als falsch und ursächlich für psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen dargestellt. Die Corona-Pandemie, so schreibt der Pastor, sei etwas Böses, das Gott auch deshalb zulasse, „weil er uns auf einen besseren, einen guten Weg führen will.“

Darüber hinaus berief sich Piehl auf Professor Ulrich Kutschera. Der Evolutionsbiologe von der Universität Kassel musste sich im vergangenen Jahr wegen seiner Unterstellung, Homosexuelle hätten eine Neigung zum sexuellen Missbrauch von Kindern, vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und Verleumdung. Nachdem das Amtsgericht Kassel ihn in erster Instanz 2020 zu einer Geldstrafe verurteilt hatte, sprach ihn das Landgericht Kassel im März dieses Jahres frei. Die Universität Kassel distanziert sich seit Jahren öffentlich von den Äußerungen Kutscheras.