Streik gegen Kriminalität in Haiti

Streik gegen Kriminalität in Haiti

Port au Prince, Oaxaca de Juárez (epd). Nach einem Streikaufruf der haitianischen Bischofskonferenz sind am Donnerstag (Ortszeit) zahlreiche Schulen, Universitäten, Geschäfte und Firmen in dem Karibikstaat geschlossen geblieben. Auch der öffentliche Verkehr war beeinträchtigt. Dem Appell der katholischen Kirche, der sich gegen die zunehmende Kriminalität in Haiti richtete, hatten sich nach einem Bericht der Zeitung "Le Nouvelliste" auch Unternehmerverbände angeschlossen. Der Streik sollte ein Zeichen der Solidarität mit sieben Kirchenvertretern setzen, die am vergangenen Sonntag entführt worden waren.

Die fünf katholische Priester und zwei Ordensfrauen wurden zusammen mit drei ihrer Angehörigen unweit der Hauptstadt von Bewaffneten verschleppt. Die Entführer fordern eine Million US-Dollar Lösegeld. "Wir dürfen den Banditen nicht die Macht geben, uns zu töten, zu vergewaltigen und zu entführen", hieß es in dem Aufruf der Bischofskonferenz, der sich an alle katholische Einrichtungen in Haiti richtete.

In einer eigenen Erklärung machten Unternehmer die Regierung für die unsichere Situation im Land verantwortlich. Die Behörden seien offenbar unfähig, rechtsstaatliche Verhältnisse herzustellen und das Leben der Bürger zu schützen, hieß es dort.

In der Nacht zum Mittwoch hatte der haitianische Staatschef Jovenel Moïse darüber informiert, dass der Ministerpräsident Joseph Jouthe angesichts der schwierigen Sicherheitslage zurückgetreten und der bisherige Außenminister Claude Joseph als Nachfolger bestimmt worden sei. Die Präsidentschaft von Moïse ist umstritten. Der Staatschef hatte sein fünf Jahre dauerndes Amt zwar erst im Februar 2017 angetreten, Regierungskritiker sind jedoch der Meinung, dass der Beginn der Amtszeit wegen Ungereimtheiten bei den damaligen Wahlen ein Jahr früher gerechnet werden und der Staatschef deshalb jetzt abdanken müsse. Die Organisation Amerikanischer Staaten, die USA und weitere Staaten widersprechen dem und unterstützen die Haltung von Moïse, der bis 2022 im Amt bleiben will. 70 Prozent der zehn Millionen Haitianer leben unterhalb der Armutsgrenze.