Genf, Berlin (epd). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine mangelhafte Versorgung Afrikas mit Impfstoffen gegen Covid-19 kritisiert. Weniger als zwei Prozent aller weltweit ausgelieferten Impfdosen seien bislang an die Menschen in Afrika verabreicht worden, betonte die WHO-Regionaldirektorin, Matshidiso Moeti, am Donnerstag in Brazzaville (Republik Kongo).
Mehr als eine Milliarde Afrikaner stünden bei den globalen Impfkampagnen noch im Abseits, beklagte die Regionaldirektorin während einer Video-Pressekonferenz. Moeti befürchtete weitere Verzögerungen der Vakzin-Lieferungen nach Afrika. Indien habe angesichts einer starken zweiten Corona-Welle den Export von Impfstoffen vorübergehend untersagt.
Indiens Pharmaindustrie stellt massenhaft Impfdosen her und soll sie im Auftrag des UN-Programms Covax nach Afrika ausführen. Moeti erklärte, dass diejenigen Länder Afrikas wie Ghana, Ruanda und Angola, die Vakzine erhalten hätten, die Wirkstoffe schnell verimpft hätten.
In Afrika leben rund 1,3 Milliarden Menschen. Auf dem Kontinent wurden laut WHO bislang 4,3 Millionen Covid-19-Fälle erfasst. Rund 114.000 Menschen seien an oder mit der Krankheit gestorben.
Im Covax-Programm haben sich mehrere internationale Organisationen wie die WHO, das Kinderhilfswerk Unicef und die Impfallianz Gavi zusammengeschlossen, um eine gleichmäßigere Verteilung von Corona-Impfstoffen zu gewährleisten. Insgesamt will die von der Staatengemeinschaft finanzierte Covax-Initiative in diesem Jahr rund zwei Milliarden Impfdosen gegen Covid-19 ausliefern, die meisten davon sind für Entwicklungsländer bestimmt.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) begrüßte, dass die Karibikinsel Sankt Lucia am Mittwoch als 100. Land Vakzine über die Initiative Covax erhalten hat, die von Deutschland und der EU unterstützt wird. Maas sprach von einem Meilenstein auf dem Weg aus der Pandemie. "Diese Fortschritte machen Hoffnung, denn auch wir sind erst dann sicher, wenn alle Menschen auf der Welt sicher sind", sagte Maas. Der Zugang zu Impfstoffen, Medikamenten und Tests dürfe nicht zum Spielball der Geopolitik werden, sondern müsse allen Ländern fair und transparent offenstehen.
