Berlin und Brandenburg stoppen Astrazeneca-Impfungen für Jüngere

Berlin und Brandenburg stoppen Astrazeneca-Impfungen für Jüngere
Weiterer Rückschlag für die Impfkampagne gegen das Coronavirus: Nach vereinzelten Komplikationen und Todesfällen stoppen erste Bundesländer den Nadelstich mit Astrazeneca. Tausende Impftermine verfallen.

Berlin/Potsdam (epd). Kurz vor den Osterfeiertagen stoppt die Hauptstadtregion Corona-Schutzimpfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca für Menschen unter 60 Jahren. Nach Berlin zog auch Brandenburg am Dienstag die Konsequenzen aus vereinzelten Komplikationen im Zusammenhang mit der Impfung. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, sagte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Dienstag im Anschluss an eine Senatssitzung. Zuvor hatten bereits die Berliner Charité und die landeseigenen Vivantes-Kliniken bei weiblichen Beschäftigten unter 55 Jahren Impfungen mit Astrazeneca gestoppt.

Die Impfungen mit dem Vakzin seien für Dienstag "mit sofortiger Wirkung" ausgesetzt worden, sagte am Nachmittag auch ein Sprecher des brandenburgischen Gesundheitsministeriums dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Potsdam. Dies habe Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) zuvor entschieden.

Bis zum Montagmittag waren dem Paul-Ehrlich-Institut, dem für Impfstoffe zuständigen Bundesinstitut, 31 Fälle einer Venenthrombose nach Impfung mit dem Covid-19 Impfstoff von Astrazeneca gemeldet worden. In neun Fällen war der Ausgang tödlich. Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen die Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt, hieß es.

Als Konsequenz empfehle die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch-Institut Corona-Impfungen mit Astrazeneca nur noch für über 60-jährige Frauen und Männer in Deutschland. Das berichtete die "Augsburger Allgemeine" am Dienstag unter Berufung auf einen ihr vorliegenden Beschlussentwurf der Stiko.

Impfungen mit dem britisch-schwedischen Impfstoff für unter 60-Jährige sollen demnach nur noch nach ärztlichen Ermessen möglich bleiben. Über die zweite Impfstoffdosis für jüngere Personen, die bereits eine erste Dosis der Covid-19-Vakzine von Astrazeneca erhalten haben, werde die Stiko bis Ende April Stellung nehmen, hieß es weiter. Bis dahin sollen Studien ausgewertet werden, ob eine Zweitimpfung auch mit einem mRNA-Impfstoff möglich ist. Zudem soll der zeitliche Abstand der Impfungen zur zweiten Dosis von Biontech von drei Wochen und bei Moderna von vier Wochen auf sechs Wochen ausgeweitet werden. Für Astrazeneca soll es bei zwölf Wochen Abstand bleiben.

Über das weitere Vorgehen mit Astrazeneca-Impfungen wollten sich die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister der Länder mit dem Bund am Dienstagabend abstimmen. In der Bundesrepublik war bereits am 15. März kurzfristig ein mehrtägiger genereller Impfstopp für Astrazeneca wegen bekanntgewordener Thrombosefälle verhängt worden. Auch andere Länder hatten die Impfungen ausgesetzt. Nachdem die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) den Impfstoff am 18. März für sicher erklärt hatte, wurden in Deutschland die Impfungen damit wieder aufgenommen.

Bis Dienstagfrüh waren laut Robert-Koch-Institut in Brandenburg 401.499 Impfdosen gegen das Coronavirus verabreicht worden, darunter 92.914 von Astrazeneca. In Berlin wurden bis Dienstagfrüh insgesamt 624.006 Impfdosen verabreicht, darunter 110.314 mit dem Vakzin von Astrazeneca.